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Aöden, die Guslespieler, besangen die Thaten der Herrscher, ohne aber eigentliche Hos-
poeten zu sein, und die Pandnren (Tanbnrizaspieler) unterhielten als Joculatenrs die
fürstliche Gesellschaft mit Gesang und Musik und wurden nebenbei auch zum Spionage-
dienst verwendet.
Das kroatische Volk Dalmatiens, unterstützt in seinen musikalischen Bestrebungen
durch den Hof und den kroatischen Clerus, bemühte sich, seinen nationalen Gesang und
seine nationale Musik bei würdigen Gelegenheiten in den Vordergrund zu stellen. So wird
z. B. berichtet, daß bei der Krönung des kroatischen Königs Tomislav im Jahre 924
die Hofwürdenträger, die Geistlichkeit und das Volk den Lobgesang ,11 öÄravhe i slavu
krkHevu« („Für das Wohl und den Ruhm des Königs"), nach der Krönung aber das
Lied IM«,- („Viele Jahre — bleibe uns erhalten") im Chöre sangen, welches
letztere Lied sowohl dem Text als der Melodie nach sich bis auf die Gegenwart traditionell
erhalten hat. Weiterhin erzählt Baronius, daß als der Papst Alexander III. im Jahre 1177
Dalmatien und die dalmatinischen Inseln besuchte, das Volk massenhaft in die Stadt
Zara strömte, den Papst mit nicht zu beschreibendem Jubel empfing und dabei kroatische
Lieder mit solcher Macht und Begeisterung sang, „daß die Luft erzitterte und die Stadt
erdröhnte". Eine andere ungefähr auf dieselbe Zeit (1070 bis 1080) bezügliche Nachricht
gibt uns wiederum davon Kunde, daß in den lateinischen Kathedralkirchen Dalmatiens
Gesänge mit Musikbegleitung gesungen wurden, unter welcher Musik nicht die Orgel,
sondern ein Kirchenorchester zu verstehen ist. Es war dies, als Lorenz Erzbischof von
Spalato war, der den durchreisenden Adam Parisiensis, der behufs Studien nach Athen
ging, ersuchte, gewisse geistliche Lieder, die in der Kirche Spalatos jederzeit mit Musik-
begleitung gesungen wurden, in klassisches Latein zu übersetzen.
Die Verwendung von Musikinstrumenten beim Gottesdienst fand jedoch nur in
den lateinischen Kirchen Dalmatiens statt, in den kroatischen Kirchen hielt man sich in
musikalischen Dingen mehr an die Satzungen der byzantinischen Kirche, welcher Dalmatien
einigemale Unterthan war und die nur den Gesang und allenfalls noch die Orgel, sonst
aber keine anderen Musikinstrumente beim Gottesdienst duldete.
Von den dalmatinischen Jünglingen, die Jahr für Jahr nach Padna, Bologna,
Rom u. s. w. wanderten, um dort ihren Studien zu obliegen, blieben wohl manche in
Italien zurück, da sie dort einen größeren und ergiebigeren Wirkungskreis fanden als in
der Heimat, manche aber kehrten aus Italien zurück und halfen als Dichter, Gelehrte,
Musiker u. s. w. an der Culturarbeit Italiens mit, da sie in italienischer Sprache ihre
Werke verfaßten oder im italienischen Sinne Musik componirten und so die Bildung und
den Ruhm Italiens erhöhten. Von den hervorragendsten in Dalmatien geborenen Musik-
gelehrten und Musikkünstlern sind zu erwähnen: Gncetic (Gozza) Franjo, auch Dragojevic
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Volume 11
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Dalmatien
- Volume
- 11
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.54 x 21.83 cm
- Pages
- 370
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch