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Nona bis einschließlich Spalato, dann auf die Westhälfte des ehemaligen Freistaates
Poglizza und die Westhälfte der Halbinsel Sabbioncello (Peljesac) beschränkt ist. Das
übrige Land wird von den Stokavern bewohnt, und zwar erstrecken sich die Jkaver über
ganz Nord- und Mitteldalmatien bis zur Halbinsel Sabbioncello, in deren südlicher Hälfte
schon jekavisch gesprochen wird, und von dort weiter über ganz Süddalmatien. Unter den
Insulanern gehören zu den stokavischen Jekavern die Meledaner und die Bewohner der
drei kleinen Inseln bei Ragusa (Jsola di mezzo, Giuppana und Calamotta, slavisch: Lopnd,
Sipan und Kolocep); Jekaver sind ebenso die Lagostaner, die aber sonst überwiegend
cakavisch sprechen.
Die Cakaver nahmen einst in Dalmatien einen weit größeren Raum ein als jener,
über welchen sich heute ihre Wohnsitze erstrecken. Es waltet beinahe kein Zweifel ob, daß
sie vor dem XV. Jahrhundert alle Gegenden innehatten, welche heutzutage von ikavisch
sprechenden Stokavern besetzt sind. Daß auch Ragusa einst dem cakavischen Dialectgebiet
angehört haben muß, ergibt sich als sehr wahrscheinlich, wenn man einerseits die Sprache
der ersten ragnsanischen Schriftsteller und anderseits die heutige Mundart von Ragusa in
Betracht zieht. Die Sprache von Mencetic und Drzic, den zwei ältesten ragnsanischen
Dichtern, wenn sie uns die damalige Sprechart von Ragusa darstellt, woran zu zweifeln
kein annehmbarer Grund vorliegt, weist noch cakavische Eigenthümlichkeiten in Fülle auf,
und wenn man sie mit der Sprache ihrer Nachfolger vergleicht, die sich immer mehr an
das Stokavische anschließt, so gewinnt man die Überzeugung, daß das XV. Jahrhundert, in
welches die Poesie der genannten Dichter fällt, als Übergangszeit der Cakavstina in die
Stokavstina in Ragusa betrachtet werden muß. Seit dem XVI. Jahrhundert schreiben die
ragnsanischen Schriftsteller schon überwiegend stokavisch, doch sind selbst heute noch nicht
alle Spuren des ea-Dialects in der Mundart von Ragusa verschwunden. So sprechen
für den einstigen Jkavismns der Ragnsaner: 1. einige offene ikavische Formen, die sich
erhalten haben, wie pri (z. B. privariti, betrügen), prick (vor), priko (drüben), o(v)ä>
(hier), Avi-i (oben) und äc»1i (unten), dann 2. Worte wie pasHer (Hirt), ÜMa (italienisch
lira, Lyra) ?c., wo das He sich unorganisch aus dein i entwickelte — eine Erscheinung, die
man auch heute bei den Jkavern bemerken kann, daß sie nämlich, wenn sie jekavisch sprechen,
manchmal aus Unwissenheit auch solche i in He oder verwandeln, welche kein Reflex
des alten e-Lautes sind und selbst von den Jekavern als i ausgesprochen werden; endlich
3. Formen wie tjeme (Scheitel), Lhepan (Stephan), ch'steta (des Kindes), sljepoea
(Blindheit), trpMi (leiden) u. s. w., welche den ikavischen time, Ltipan, äiteta, slipoea.
tipiti noch viel näher stehen als die bei den übrigen Jekavern üblichen Formen eeme,
Aeepan, ä'eteta, Sl'epvöa, trpi'eti. Andere Cakavismen finden sich sowohl in der Laut-
lehre (die deutsche Aussprache des k, die Aussprache des I,j als ^ des auslautenden m
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Volume 11
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Dalmatien
- Volume
- 11
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.54 x 21.83 cm
- Pages
- 370
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch