Page - 260 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Dalmatien, Volume 11
Image of the Page - 260 -
Text of the Page - 260 -
260
geltend machte und die letzten blutigen Christenverfolgungen eher fördernd als heimnend
in den Umschwung des Zeitgeistes eingrisfen. Daß Diocletian selbst nicht im Stande war,
dauernd der Verbreitung der christlichen Lehre Einhalt zu thun, davon sollen uns nun
gerade hier in des Christeufeiudes nächster Umgebung hochbedeutsame Bau- und Kunstreste
den Beweis geben. Von Salona ans sand schon frühzeitig die neue Lehre in Dalmatien
Eingang, im Jahre 65 wurde diese Stadt der Sitz des Primas von Dalmatien, des
heiligen Domnus. Die reichen Funde in dieser Stadt an Sarkophagen, Grabsteinen,
Inschriften u. s. w. lassen erkennen, daß die christliche Gemeinde hier sehr schnell anwuchs
und damit, wenn auch nicht das Wesen der römischen Kunstweise, so doch die heidnische
Anschauungsweise zurücktrat gegen christliche Ideen, die sich in aller Art Äußerungen
geltend machen. Den bedeutungsvollsten Beleg aber für die Umgestaltung, die hier platz-
griff, geben die Reste eines Gebäudes, das in den letzten Jahren in Salona zu Tage trat
und der nachdiocletianischen Zeit (dem VI. Jahrhundert) angehört. Es ist dies die Lasiliea
coeineteris, ein christlicher Kirchenbau, auf dem christlichen Begräbnißplatze errichtet. Das
uur als Ruine und in seinem Unterbau erhaltene Gebäude ist in der Form der alt-
christlichen Basiliken errichtet gewesen, ein dreischissiger Langbau mit Querschiff und Apsis.
Die Stellung der die Schiffe trennenden Säulenreihen, sowie auch das ins Mittelschiff
hineinreichende Presbyterium mit seinen Schranken sind deutlich erhalten. Der bedeutungs-
volle Bau, der unmittelbar außerhalb der Mauern Salonas lag, erhält noch besonderen
Werth durch den Umstand, daß er schon eine erweiterte Form zeigt, da Reste früherer
christlicher Anlagen unter den Fundamentmauern der jetzigen Anlage auf eine dem
Bedürfniß entsprechende Erneuerung und Vergrößerung hinweisen. Mit der Basilica
stehen eiue Anzahl Nebengebäude in Verbindung, die gleichfalls den Zwecken des Cultus
dienten. Der Begräbnißplatz selbst ist aber durch eine große Zahl theils gemauerter
Gräber, theils steinerner Sarkophage, die, oft zu mehreren übereinander stehend, im Innern
der Kirche wie rings um dieselbe aufgedeckt wurden, gekennzeichnet. Ist der Palast des
Diocletian eines der werthvollsten Monumente des römischen Alterthums in baulich-
historischer Beziehung, so ist diese Basilica in Salona mit ihrer nächsten Umgebung eine
wahre Fundgrube für das Studium frühchristlicher Sitte und frühchristlichen Bau- und
Formenwesens.
Die reiche bauliche Thätigkeit der Römer in Dalmatien, namentlich aber die
Anforderungen des Todtencnltus haben auch der Sculptur Aufgaben gestellt, welche in
den erhaltenen Resten eine bedeutungsvolle und vielseitige Vertretung finden. Der Fries
im Innern des Mausoleums des Diocletian, jener Jagdzug von Genien zu Fuß, zu
Wagen und Pferd auf Hirsche, Eber, Füchse und Steinböcke, unterbrochen von Genien,
welche Festons und Masken halten, ist seiner ganzen Ausführung nach ein Werk von blos
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Volume 11
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Dalmatien
- Volume
- 11
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.54 x 21.83 cm
- Pages
- 370
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch