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altäre des Doms in Spalato ausgeführt. Wie diese Werke, gehören auch eine Anzahl
Kanzeln zu den schönsten Einrichtungsstücken der Kirchen. Jene von Spalato und Tran
und das einfachere Beispiel im Dom zu Lesina sind besonders zu erwähnen. Sie erheben
sich freistehend über sechs Säulen mit reich scnlptirten Säulen und Bogen und sind mit
kleinen Wandarkaden und Füllungen aus verschiedenfarbigem Marmor geschmückt; auf
der Brüstung ist ein Adler als Pult mit ausgebreiteten Flügeln angebracht. Zu diesem
unvergleichlich schönen und werthvollen Schmuck der Kirchen kommen noch eine große
Zahl reicher Holzarbeiten, von denen man auch zum Theil sagen kann, daß sie in keinem
Lande schöner und interessanter zu finden sind. Von geradezu unschätzbarem Werthe
sind die Thürflügel des Doms von Spalato. Magister Andreas Bnvina hat sie im
Jahre 1214 hergestellt. Die kolossale 5 Meter hohe und 3 34 Meter breite Thürfläche ist
in 28 rechteckige Felder getheilt, welche mit Rankenornamenten und Flechtwerk umrahmt
sind und durchwegs figürliche Darstellungen aus der Leidensgeschichte Christi enthalten.
Das Material ist Nuß- und Eichenholz und zeigt noch Spuren von Vergoldung und
Bemalung. Dieser Holzarbeit der Zeit nach am nächsten stehen die gleichfalls romanischen
Chorstühle desselben Doms. Sie sind jedenfalls von einer anderen Stelle in den im
XVII. Jahrhundert an die Kirche angebauten Chor übertragen und zeichneu sich durch
außerordentliche Zierlichkeit der ornamentalen nnd figürlichen Formen, wie durch Einfach-
heit der Gesammtgliedernng aus. Die Thüren und Chorstühle des Doms von Spalato
sind ihrer frühen Entstehung nach und infolge des seltenen Vorkommens romanischer Holz-
arbeiten von unschätzbarem Werthe. Schöne Chorstühle gothischen Stils von unzweifelhaft
veuetianifcher Provenienz oder unter solchem Einfluß entstanden enthalten der Dom nnd
S. Francesco in Zara, die Dome in Tran, Lesina, Arbe und andere.
Die reiche Bauthätigkeit Dalmatiens im Mittelalter und die Schaffung einer großen
Zahl hervorragender Kirchenbauten hatten zur Folge, daß auch die figürliche Sculptur
hierbei nicht leer ausging, umfomehr, als ja der romanische Stil als herrschender zu
jeder Zeit den figuralen Schmuck mit Vorliebe verwerthete und namentlich an Kirchen-
portalen eine Fülle von Ideen und Vorstellungen zum Ausdruck brachte. Die streng und
charakteristisch gebildeten, für den Stil so bezeichnenden Löwengestalten zur Seite der
Domeingänge von Spalato, Sebenico, Cnrzola, Tran weisen uns auf die Übereinstimmung
dieser Anordnung mit ähnlichen nord- und mittelitalischen Thorbauten. Das größte
Sculpturwerk des Romanismus in Dalmatien ist aber das Portal des Doms zu Trau.
Die Leibungen des rnndbogigen, mit einem Giebel abgeschlossenen Thores sind mit einer
Fülle bildlicher Darstellungen besetzt, welche theils weltlichen Vorwürfen, wie Jagden,
Verrichtungen des bürgerlichen Lebens und der Landarbeit, theils biblischen Begebenheiten
entsprechen. Im Tympanou ist als Mittelpunkt des Ganzen die Geburt Christi und die
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Volume 11
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Dalmatien
- Volume
- 11
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.54 x 21.83 cm
- Pages
- 370
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch