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von einem Kastell, andere Burgen sind errichtet ans den Inseln oder im Festland zur
Bewachung oder Vertheidigung der Seewege und der Pässe, welche aus dem Binnenland
an die Küste führten. Viele dieser Festungsbauten, die ihrerzeit berufen waren eine
bedeutungsvolle Rolle zu spielen, sind noch erhalten, theils reichen sie in früheste Zeit
zurück, theils gehören sie späteren Perioden bis in die Franzosenzeit an, alle mit wenigen
Ausnahmen sehen als verlassene Ruinen von ihren Höhen herab. Sie haben heute nur
als malerische Zierde der Gegend, der sie angehören, Bedeutung und sind in ihren
ursprünglichen ältesten Anlagen kaum zu erkennen, wie sie auch zumeist unbewohnt und
verlassen ihrem ursprünglichen Zweck nicht mehr entsprechen. Wenn wir die modernen
Festnngsbanten Siiddalmatiens unberücksichtigt lassen, ist nur Klissa als noch wohl-
erhaltene nud armirte Beste unter allen den älteren hervorzuheben, da sie auch außerdem
eine ausgezeichnete Stellung der Lage und Banweise nach einnimmt. In der Emsattlnng
zwischen dem Kabana- und Mossorgebirge oberhalb Salona gelegen, bildete sie seinerzeit
den Schlüssel der Passage von Sinj nach Spalato und war ein oft bestrittenes Object der
Kriegführung seit ältester Zeit, so daß sie vou Bosniern, Benetianern, Türken, Franzosen
uud Engländern besetzt gehalten war. Die in drei Terrassen ansteigende Beste hat noch
aus der Türkenzeit einen charakteristischen Bau erhalten, es ist die heute als Mnnitiousranm
verwendete Moschee. Die Rundbogen, welche die Kuppel tragen, setzen auf stalaktiteusörmig
gebildeten Cousoleu auf. In demselben Raume befindet sich aber auch aus der Zeit des
venetianischen Besitzes ein schönes Lavabo, eine Wandschale nnter einem mit ornamentalen
Gehängen von Waffen, Geschützen, Panzern n. s. w. umrahmten Felde. Das Vorkommen
eines türkischen Baues in Dalmatien ist der Seltenheit halber erwähnenswerth. Derselbe
hat nur in dem Minaretrest der einstigen Moschee in Dernis, einem achteckigen schlanken
Bau, noch ein bemerkenswerthes Seitenstück derselben Zeit.
Im Gegensatz zu Klissa uud den meist hochaufragenden Besten des Landes liegt das
weitausgedehnte im Aufbau schön silhonettirte Schloß Pernssic bei Benkowac fast voll-
ständig in der Ebene.
Die Werke der Malerei reichen in Dalmatien über die Renaissanceperiode nicht
zurück, die Baulichkeiten des Mittelalters entbehren durchweg des gleichzeitigen gemalten
oder in Mosaik ausgeführten farbigen Schmuckes, Wandmalereien sind im Lande über-
haupt nicht erhalten. Die Bilder, welche in nicht geringer Zahl Kirchen und Klöster
schmücken, sind fast durchweg Altarbilder, die theils italienischer Provenienz sind, theils
unter dem Einfluß italienischer Schule von Einheimischen ausgeführt wurdeu. Natürlich
mußte auch hier vor Allem der veuetiauische Einfluß sich geltend machen und hat derselbe
es kaum zu einer specifisch dalmatinischen Schule «ach Örtlichkeiten oder Personen kommen
lassen. Doch birgt das Land manch werthvolles Werk und manche derselben verrathen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Volume 11
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Dalmatien
- Volume
- 11
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.54 x 21.83 cm
- Pages
- 370
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch