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Die wolletrageudeu Thiere, welche in Dalmatien gezüchtet werden, sind vou
kleinem Wuchs, haben kurze Ohren und ziemlich lauge Beiue. Da man die Paarnng ganz
der Natur überläßt, so wird die Race uicht nur uicht veredelt, sondern im Ganzen schlechter,
weil die Fehler sich vererben. Der Mangel jeder rationellen Zucht bewirkt, daß die Ent-
wicklung der Thiere nur außerordentlich langsam vor sich geht. Die Schafe erlangen die
volle Entwicklung erst mit drei bis vier Jahren, und selbst dann beträgt das Gewicht eines
lebenden Hammels uur 25 bis 30 Kilogramm. Die Wolle der einheimischen Racen ist
geringwerthig und eignet sich nicht zu seiuen Geweben, sondern dient zur Verfertigung eines
schweren und ordinären Tuches, aus dem die Laudleute ihre Kleider verfertigen. Die
französische und in der Folge die österreichische Regierung gaben sich alle Mühe, die Schaf-
zucht Dalmatieus durch Einführung von Meriuo-Widdern zu verbessern, aber solange
eine intelligente uud rationelle Züchtung fehlt, wird keiue Kreuzuug mit bessere» Racen
günstige Resultate liefern. Dazu kommt noch, daß gerade die Merinos sowohl durch ihre
charakteristischen Eigenschaften, wie auch durch ihre Lebeusweife im größten Gegensatz zur
einheimischen Race stehen. Bei alledem hob die Kreuzung mit den Merinos die einheimische
Thiergattung besonders längs der Küste und auf den Inseln, wo das Klima milder ist,
nnd man findet dort noch Spuren davon in der etwas feineren und krausen Wolle. In
denjenigen Theilen der Provinz, wo das Klima milder ist und die Wiesen eine Fülle
aromatischer Pflanzen bieten, ist das Fleisch der Thiere schmackhaft und die Milch und
die Milchproducte zeichnen sich durch Wohlgeschmack aus. Der Käse von Pago und Arbe
und den Felsinseln, welche Zara umgeben, die Käse der Insel Jueorouata, wie auch
einiger Dörfer im Bezirk von Ragusa und in den Bocche di Eattaro sind von ausgezeichneter
Schmackhastigkeit. Wenn die Kunst der Käsebereitung besser bekannt wäre, würde die letztere
in einigen Gegenden, wo Milch im Überfluß vorhanden ist, wie in einem Theile des
Districtes Zara, eiue ergiebige Einnahmequelle bilden können. Leider gibt es in Dalmatieu
keine Genossenschaft für Käsebereitung und die Erzeugung vou Molkereiproducteu wird
von jeder einzelnen Bauernfamilie auf eigene Rechnung in ungeeigneten Räumlichkeiten
und mit veralteten Vorrichtungen betrieben. Der Laudescultnrrath Dalmatieus hat iu der
richtigen Erkenntniß, daß zur Hebung der herabgekommenen Schafzucht weit besser solche
Thiere sich eignen, die mit der heimischen Race eine größere Verwandtschaft habeil nnd
an die Verhältnisse des Bodens nnd des Klimas bereits gewöhnt sind, der Regierung den
Vorschlag gemacht, nach Dalmatien Widder aus Bosnien und der Herzegowina einzuführen,
Thiere, die sich durch ihren Reichthum an — wenn auch ordinärer — Wolle und durch
kräftig entwickelte Formeu auszeichnen. Die Regierung hat den» auch vor kurzem an die
Schafzüchter des inneren Dalmatien eine Kuudmachnng ergehen lassen, der zufolge jedem
Besitzer von 30 Znchtschafen ans sein Ansuchen ein Widder von bosnisch-herzegowinischer
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Volume 11
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Dalmatien
- Volume
- 11
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.54 x 21.83 cm
- Pages
- 370
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch