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entwickelte. Seine Schiffe dehnten ihre Fahrten weithin aus und erfreuten sich guten
Rufes. Das ganze übrige Dalmatien bis in die Bocche di Cattaro gehorchte schließlich
den Venetianern und die Signoria verfolgte hier wie allwärts das Streben, jede selbst-
ständige Entwicklung niederzuhalten und Alles ihrer eigenen Stadt nutzbringend und
dienstbar zu machen. Die Verbindung mit Venedig förderte aber nicht wenig das Leben
zur See, mit welcher jetzt geschäftliche Beziehung und persönlicher Erwerb enge zusammen-
hingen. Der See-Erwerb ward Erbtheil von Geschlecht zu Geschlecht. Man schlug sich
mit in den großen Kämpfen Venedigs, namentlich gegen die verhaßten Türken, und nahm
regen Antheil an den ausgedehnten Handelsfahrten.
Der spätere Rückgang Venedigs wurde auch in Dalmatien fühlbar und eine neue
überaus wichtige Ära begann für das Land erst, als nach dem Fall der Republik von
San Marco Österreich deren Erbe antrat. Jetzt kam Dalmatien in eine ganz neue Lage.
Österreichs Stellung zur See war bisher eine engbegrenzte gewesen. Es mangelte nicht
an den Bedingungen des Aufschwungs in commereieller Beziehung, wohl aber an
geschulten seemännischen Kräften für die Entwicklung des maritimen Verkehrs. Diese
brachte der Anfall Dalmatiens, und da zugleich das engherzige, jede eigene Bewegung
bindende Regime Venedigs entfiel, so konnten Dalmatiens Rheder und Seeleute jetzt aus
der geänderten Situation reichlichen Nutzen ziehen. Sie konnten dies umsomehr, als nach
der Herstellung des Weltfriedens — nach dem Sturze Napoleons — der Handel von
Trieft in rasche Blüte kam und die Adria ein belebtes Bild maritimer Thätigkeit darbot.
Dalmatien trat aber auch schon seiner eigenen Bedürfnisse wegen in regen Verkehr zu
Triest. Wer über Geldmittel verfügte oder in Gesellschaft mit Freunden solche aufbringen
konnte, der erwarb ein gutes Schiff oder ließ ein solches auf einer heimischen Werft bauen;
dann bestellte man einen bewährten Seemann zu dessen Eapitän; man sah es gerne, wenn
man einen solchen im Kreise der eigenen Familie oder Freundschaft finden konnte. Auch
bei der Wahl der Bemannung begünstigte man heimische Leute. Das Gesetz schrieb vor,
daß auf österreichischen Kauffahrern nur Nationale dienen dürfen, und hat erst in späterer
Zeit zu einem Drittheil auch Fremde zugelassen, bis im Jahre 1879 mit Rücksicht auf
die wesentlich geänderten Verhältnisse der Schiffahrt die Zusammensetzung der Schiffs-
equipagen nicht mehr an Bedingungen beschränkender Art geknüpft ward. Traf das Schiff
gute Coujuncturen, so wurde rasch viel Geld damit verdient. Das durch See-Erwerb
verdiente Capital wurde wieder in Schiffen angelegt. War es thunlich, so kaufte man
ein zweites, ein drittes Schiff oder man erwarb Antheile an Schiffen, sogenannte Parte
(eurutti). Es war nichts Ungewöhnliches, daß ein Capitän, der meist anch gewisse Antheile
an der Fracht erhielt oder die sogenannte Pacotiglia, das ist das Recht, mit einem Theil
der Ladung den Handel auf eigene Rechnung treiben zu dürfen, als Mitrheder in das
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Volume 11
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Dalmatien
- Volume
- 11
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.54 x 21.83 cm
- Pages
- 370
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch