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boot mit Rudern war das einzige Mittel, um über den großen Strom zu setzen, sowohl
im Frieden für fahrendes Volk und Marktleute, als auch in Kriegszeiten für ein ganzes
Heer. Wo die Donau zwei Arme und dazwischen eine große Insel hat, kann eine Brücke,
oder noch besser zwei, dem Übelstand abhelfen. In Ermanglung einer Brücke aber, auf
schwimmende Hilfsmittel beschränkt, ist immer derjenige Abschnitt eines Flusses im Bor-
theil, wo seine Arme sich völlig vereinigen, und zwar in tiefem Bette und auf solche Länge,
daß den Überfuhrschiffen der wegen der Strömung nothwendige freie Spielraum geboten
sei. Wo sich eine größere Insel oder eine ganze Gruppe kleinerer im Strome befindet, ist
die Überfahrt zu Schiffe sehr gehindert. Bei kriegerischen Übergängen bedürfte es statt
einer Schissertruppe zweier abgesonderter, also gerade doppelt so viel wie dort, wo die
Donau nur in einem Bette fließt. Es war sicherer und bequemer, nur einmal auf der
vereinigten Pester Douau überzusetzen, auch wenn zu diesem Zwecke erst der Frachtwagen
von oben oder unten her einen eintägigen Umweg machen mußte, als weiter oben in der
Richtung der Insel Szent-Endre oder weiter unten bei der Csepelinsel zwei Donauarme
und dazwischen noch eine Insel voll Sandhügel zu überschreiten.
Daraus erklärt sich, warum Ofen auf jenem schönen, aber für die Entwicklung
uubequemeu Berg- uud Thalgelände entstehen mußte und gleichzeitig ihm gegenüber Pest
gerade auf jeuer Ebene, richtiger auf jenen Sandhügeln, obwohl auch Pest selbst ganz
dieselbe Ausdehnung gewinnen konnte, wenn es gegenüber von Alt-Ofen oder der schönen
Kelenföld-Ebene angelegt wurde. In der letzteren Gegend konnte eben wegen der Csepel-
insel und einer oberhalb dieser gelegenen sandigen Untiefe kein Überfuhrverkehr und
somit auch keine größere Ortschaft entstehen. An der oberen Stelle aber war der directe
Querverkehr durch die Ofner große und kleine Insel und die Margaretheninsel gehindert.
Die alte Hauptüberfuhr befand sich zwischen der heutigen inneren Stadt und der
Ofner Raitzeustadt, wo seit dem XVIII. Jahrhundert eine Schiffbrücke bestand. Am Ofner
Ende der Überfuhr (unterhalb des Festungsberges) begannen zwei große internationale
Landstraßen: die eine zog unterhalb des Blocksberges (Gerhardsberges, Gellerthegy) von
Promontor (Budafok) über Tetiny und Stuhlweißenburg nach der Plattensee-Gegend
nnd von dort nach der ungarischen Meeresküste und Italien mit einer Abzweigung längs
der Donau gegen Tolna und Fünfkirchen; die andere schwenkte durch die Straßen des
Taban und der Christinenstadt gegen den Fuß des Adlersberges hin, berührte dann
Bndaörs, Bieske, Totis (Tata), Komorn, Raab und führte gegen Österreich hinaus. Vou
geringerer Bedeutung war der Landweg nach Österreich über Alt-Ofen und entweder
Bisegräd oder Vörösvär längs des Donau-Ufers.
Das enge Thal zwischen dem Festungsberg und Blocksberg schrieb die Richtung
der Donau-Überfuhr geuau vor und damit war zugleich der Mittelpunkt für die
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch