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Die neue Stadt brauchte einen Namen, In den lateinischen Urkunden wird sie
amtlich, selbst noch im Jahre 1541, novus mc>ns ?est iensis (der neue Pester Berg)
genannt. Auch die Deutschen übertragen den Namen Pests, Ofen, auf sie, währeud sie
zur Unterscheidung das heutige, am linken Ufer liegende Pest Alt-Ofen nennen. Der
Magyare aber nannte die neue Beste Buda und das am nämlichen Ufer gelegene alte
Buda O-Bnda. Das linksseitige Pest wurde Nagy-Pest (Groß-Pest), das rechtsseitige
Kis-Pest (Kleiu-Pest, jetzt Raitzenstadt). Jenes hieß auf Deutsch Alt-Ofen, dieses Kreen-
seld. Wir werden indeß die modernen Namen gebrauchen.
Die Bergstadt bedürfte auch einer Pfarrkirche. Sie wurde zu Ehren Unserer lieben
Frau noch unter Bela IV. erbaut und ist dieselbe, die heute ganz irrig Matthiaskirche
genannt wird. Ferner hatte Bela ein besonderes Augenmerk auf die Haseuiusel, jetzt
Margaretheninsel, die sich als sicherer Zufluchtsort darbot. Die Insel, die wohl auch
damals wie jetzt durch Stromläufe von ungefähr gleicher Breite von beiden Ufern
geschieden war, blieb in erster Reihe Vertheidigungszwecken vorbehalten. Doch wurde sie
zum ausschließlichen Asyl für Geistliche.
Auf der Jnselspitze ließ sich der Erzbischos von Gran nieder. Er befestigte seinen
dortigen provisorischen Sitz durch Mauern und Basteien. Weiter unten ließ König Bila I V.
durch italienische Werkleute eine schöne Kirche nebst einem Kloster erbauen, welches siebzig
hochadeligen Nonnen Unterkunft bot. Unter diesen befand sich auch die Königstochter
Margarethe, nach der die Haseninsel später neu benannt wurde. Der königliche Vater
bereicherte das Kloster durch ausgedehnte Ländereien. Auch den Prämonstratenser- und
Franciseanermönchen diente die Insel als Asyl. Der halb kriegerische, halb geistliche
Orden des heiligen Johannes errichtete daselbst ein mit festen Mauern umgebenes Haus,
das schon als Burg (custrum) gelten konnte. Dabei konnte es nicht an bewaffnetem und
unbewaffnetem Gesinde fehlen, das so zahlreich wurde, daß es ein ganzes Dorf bildete.
Auch werden die auf der Insel wohnenden Hörigen der Nonnen urkundlich erwähnt.
Doch war das gegen die Tataren ausreichende Asyl keineswegs sicher vor den Über-
schwemmungen der Donau. Am Dreikönigstage des Jahres 1268, während des Eis-
ganges, überflutete das Wasser die Kirche, sowie Keller und Erdgeschoß in den Häusern
der geistliche» Grundherren. Natürlich mußte auch das Wenige, was vom alten Pest
wieder aufgebaut war, nochmals neu errichtet werden.
Ofen, als Stadt, scheint gleich anfangs eine Gemeinde halb staatlichen, halb
bürgerlichen Charakters gewesen zu sein. In den ersten hundert Jahren, von Bela IV. bis
zu Ludwig I., war der erste Beamte kein Oberrichter und kein Bürgermeister, sondern
der sogenannte „rector", den die Legende von der heiligen Margarethe magyarisch den
„Richter an Königs Statt" nennt. Der erste Rector, ein Herr Namens Karl, wird 1249
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch