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XIV. Jahrhunderts zu setzen. Um diese Zeit wurden, nach den Anforderungen des
entwickelten, ja bereits sinkenden gothischen Stils, die Gewölbe der Seitenschiffe zu gleicher
Höhe mit dem des Mittelschiffes erhoben, die Seitenschiffe aber gegen Osten bis zur
Gleiche mit dem Mittelschiffe verlängert, mit drei Seiten des Achtecks geschlossen und
durch solide Strebepfeiler verstärkt. Da aber der verlängerte Theil der Seitenschiffe vom
Chor des Hauptschiffes durch Mauern getrennt war, wurden diese entfernt und dort, wo
eine Stütze nöthig war, unter die beibehaltenen alten Gewölbrippen von ihnen ganz ver-
schieden geformte und auffallend schwache Pfeiler gestellt. Dadurch kam zu den bisherigen
vier Pfeilerpaaren noch ein fünftes. Zu derselben Zeit wurden eine südliche und eine
nördliche Seite des mittleren Chorabschlusses geschlossen, an den übrigen Seiten aber die
beiden übereinander befindlichen Fenster nach Beseitigung der zwischenliegenden Maner-
masse vereinigt, wodurch die Strebepfeiler viel von ihrer Solidität einbüßten. Die Frage,
ob die beiden Thürme der Westsa^ade im XIII. oder XIV. Jahrhundert vollendet wurden,
ist nicht mit Bestimmtheit zu beantworten. Die Ansicht von Ofen in Schedels Nürnberger
Chronik zeigt den nördlichen Thurm etwas höher als die Giebelmauer, während der südliche
Thurm die Höhe der Seiteumauer nicht erreicht, das Dach aber beiden fehlt. Darnach
wäre also um die Mitte des XV. Jahrhunderts, als das Bild gezeichnet wurde, keiner
der beiden Thürme vollendet gewesen. Ein glaubwürdigerer Zeuge, das Bauwerk selbst,
bezeugt, daß Köuig Matthias den Südthurm im Jahre 1470 von Grund aus neu aufbauen
ließ, und daß bei der Fnndiruug desselben behaueue, zum Theil auch bemalte Werkstücke,
die bei der Demoliruug älterer Gebäudetheile gewonnen wurden, in Verwendung käme».
Der Thurm war bis zum Hauptgesims des Schiffes viereckig, von da weiter 3'/z Stock-
werke hindurch achteckig und 43 Meter hoch. Im XV. Jahrhundert hatte die Südseite ein
größeres, mit einer Vorhalle versehenes Portal, von dem gleichfalls Stnfen in das Schiff
hinabführen, ferner befand sich neben dem südlichen Chor nnd an der Nordseite je eine
Kapelle und vermuthlich reihten sich auch an das nördliche Seitenschiff seiner ganzeu
Länge nach Kapellen.
Jni XVI. Jahrhundert unter der Türkenherrschaft stürzte, infolge des Umbaues
im XIV. Jahrhundert geschwächt, der eine Pfeiler des mittleren Chorabschlusses eiu, und
bei diesem Anlaß legten die Türken in dem Chorabschlnß drei Fenster mit Hnfeifen-
bogen an. Im XVII. und XVIII. Jahrhundert erbauten die Jesuiten uebeu der Kirche ein
Kloster, dessen Mauern sie an die der Kirche lehnten, auch fügten sie zu dem westliche»
Hauptportal eine Vorhalle, vermauerten das kleinere Südportal, gestalteten die Kapellen
längs der Nordseite gänzlich um, zogen durch den Abschluß des Hauptchores eine als
Altar dienende Mauer, zerstörten sämmtliche Fenster der Seitenmauern und ersetzten sie
durch kleinere Fenster, höhlten unter dem Chöre eine Gruft in den Fels, setzten dem durch
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch