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kundiger Pauliuer, Frater Dionys, für die Reliquie geschaffen hatte, ist ein kleines
Bruchstück noch im Nationalmnsenin vorhanden. Auch zu Anfang des XVI. Jahrhunderts
lebte hier ein trefflicher Steinmetz, der Mönch Vinzenz. Wie es scheint, wurde hier am
Beginn dieses Jahrhunderts die Kirche zum Theil restaurirt und nen geschmückt. Sie
war ein gothischer Bau, dessen Mauerkanten aus behauenen und geschliffenen rothen
Steinen gefügt waren. Sie ging unter der Türkenherrschaft zu Grunde. Ein ungenannter
Schriftsteller berichtet im Jahre 1827, die Mauern seien in seinen Kinderjahren noch
mannshoch gewesen, zwei Reihen von je sechs Säulen hätten halb aus dem Boden hervor-
geragt und sieben Altäre noch wohlerhaltene Tische gehabt, auch habe er wappen-
geschmückte Grabsteine aus rothem, schwarzem, weißem und blauem Marmor gesehen,
doch all dies sei im Jahre 1826 schon dermaßen vernichtet gewesen, daß man selbst die
Stätte der Kirche nicht mehr unterscheiden konnte. Zu Anfang dieses Jahrhunderts wurde
aus den dort gesammelten Steinen der Vergnügungsort „zur schönen Schäferin", später
die Kirche auf dem Franzenshügel und noch ein Wirthshaus erbaut. Gegenwärtig
bezeichnen der vormalige Klosterbrunnen nnd etliche Steinblöcke den Ort, wo einst der
schöne Bau gestanden.
Ludwig der Große verlegte im Jahre 1346 den königlichen Hof von Vifegrad nach
Ofen. Damit beginnt die zweite glänzende Bauepoche der Hauptstadt. Eröffnet wird sie
durch die Königin-Mutter Elisabeth, Karl Roberts Witwe, die Gründerin des Domes zu
Kaschau. Sie ließ die Kirche der Alt-Ofner Propstei ans eigene Kosten wiederaufbauen.
Ebenda erbaute sie die Klosterkirche der Elarisseriunen und stattete sie reich mit Schenkungen
aus; König Sigismnnd lobt sie in seiner Urkunde vom Jahre 1391 als „von erstaunlicher
Kunstfertigkeit" und auch Bischof Rauzanns weiß sie zu preisen. Die Königin-Witwe
wurde ihrem letzten Willen gemäß 1380 daselbst begraben. Die letzte Erwähnnng dieser
Klosterkirche geschieht im Jahre 1494; seitdem ist sie spurlos verschollen. Auch die Propstei-
kirche hatte dieses Schicksal. Elisabeth uud ihr Sohu Ludwig der Große gründeten 1372
Kloster und Kirche der Earmeliter in der Wasserstadt. Diese standen noch 1688 bei der
Wiedereroberung Ofens und wurden den Franeiseanern übergeben, die an ihrer Stelle
eine neue Kirche nebst Kloster erbauten. Die Entstehnngszeit der spurlos untergegangenen
St. Georgskapelle, die zu Ende des XIV. Jahrhunderts an dem heutigen Platze gleichen
Namens schon gestanden, kennen wir nicht.
Die Königin hinterließ die königliche Bnrg zu Alt-Ofen, die auch bei dem Tode
Andreas' III. erwähnt wird und die sie während ihres Witwenthnms ständig bewohnte,
in ihrem Testamente der Gemalin Ludwig des Großen, Elisabeth. Von dieser Zeit an
war sie Königinnenburg und wurde nach dem Tode der Witwe Ludwig des Großeu von
Sigismnnds Gemalin, Barbara von Eilli, bewohnt, die sie im Jahre 1425 neu aufbaueu
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch