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Wahrscheinlichkeit nach haben die Mönche den Plan aus dem Auslande, und zwar aus
der nächsten westlichen Nachbarschaft erhalten. Er entspricht der barocken Banart, wie sie
sich seit der Mitte des XVIII. Jahrhunderts von Italien aus über die ganze katholische
Welt und auch in den westlichen Nachbarländern Ungarns verbreitet hatte. Die Kirche
kann sich zwar mit den großartigen Schöpfungen anderer Länder um diese Zeit nicht
messen, ist aber doch wegen ihrer schönen Verhältnisse und verständigen Anordnung,
wegen des harmonischen Aufbaues und des heiteren, reichen Innern bemerkenswerth.
Das einfache Äußere ist durch Pilaster gegliedert, die beiden, die Giebelmaner der Fa^ade
slankirenden Thürme haben zwiebelförmige Helmdächer. Die Kirche ist einschiffig, an die
Stelle der Seitenschiffe treten Kapellen, zwischen deren breiten rnndbogigen Öffnungen
die Wände des Schiffes durch korinthisirende Pilasterpaare gegliedert sind, über denen ein
kräftig gebildetes Hauptgesims verläuft. Die Decke ist ein durch die Feilster und deren
Gewölbekappen eingeschnittenes und durch Gurten in Felder getheiltes Tonnengewölbe,
dem die Scheidewände der Kapellen als starke Stützen dienen. Das Chor ist vom Schiffe
durch eiueu auf zwei gewaltigen Säulen ruhenden Triumphbogen getrennt. Das Chor
besteht aus einem viereckigen Raume, der sich dem Schiff anschließt, und einer eliptischen
Nische, die als Altarstelle dient; ersterer ist durch ein abgeschnittenes Kugelgewölbe, letztere
durch eine Halbkuppel gedeckt. Im Hintergründe des Altars erhebt sich ein barockes
Säulengebilde, mit lebhaft bewegten Figuren geschmückt und von prächtiger Wirkung.
Auch die Altäre der Kapellen sind sehr reich. Die Wände und Pfeiler, die große» Säulen
des Triumphbogens, das Hauptgesims, sowie der Säulenaufbau hinter dem Hanptaltar
sind in buntem Stnckmarmor gehalten. Die Decke des Schiffes, Chores nnd der Kapellen
ist durch gemalte Architektur gegliedert; die Felder der Decke enthalten Fresken von
lebhaftem Colorit, Arbeiten des vortheilhaft bekannten niederösterreichischen Malers
Johann Bergl aus dem Jahre 1776, wie eine Inschrift auf dem Orgelchore bezeugt.
Das zweite bemerkenswerthere kirchliche Gebäude aus dieser Zeit ist die Pfarrkirche
in der Ofuer Wasserstadt. Ihr Bau begann im Jahre 1740 nach einem Plane, der unter
zwanzig aus Italien bezogenen Entwürfen ausgewählt worden; der Urheber desselben
ist unbekannt. Die Kirche wnrde 1746 vollendet. Ihr Äußeres ist dem der Universitäts-
kirche ähnlich, aber in der Durchbildung besser gelungen. Besonders schön sind die schlanken
Helmdächer der beiden Thürme; die Giebelmaner zwischen den Thürmen schließt oben
mit einem bogenförmigen Gesimse. Im Innern der nach äußerem Anschein langschiffigen
und mit steilem Satteldach gedeckten Kirche erhebt sich ein zweites Gebände von Zentraler
Anordnung, das sich nach außen durch nichts andeutet. Dieser Ceutralbau ist vou acht-
eckigem Grundriß und mit einer Kuppel gedeckt; in der Richtung seiner beiden Axen schließt
sich ihm auf vier Seiten je eine Apsis an, deren Abschluß die gerade Mauer des äußeren
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch