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Institute und Lehrstühle, sowie der Hörer, auf ihrer gegenwärtigen Entwicklnngsstnfe zu
den größten.
Ihre Geschichte geht ans die erzbischöfliche Hochschule zu Tyruau (Nagy-Szombat)
zurück, die durch PeterPazmauy, den berühmten Fürst-Primas von Ungarn, im Jahre 1635
gegründet wurde. Damals bestand die Hochschule nur aus der theologischen und der
philosophische» Facultät, denen sich im Jahre 1667 noch die juridische anschloß. Als
Königin Maria Theresia, ruhmreichen Angedenkens, im Jahre 1770 die medicinische
Facultät errichten ließ, wurde auch schon die Verlegung der Universität nach Ofen angeregt,
die dann im Jahre 1777 erfolgt ist. Die Ausrüstung der Anstalt mit der vollständigen
Organisation einer Universität wurde jedoch erst 1780 beendet, und zwar mit einer
glänzenden Feier, bei der zugleich verschiedene, nicht nur auf die Orgauifatiou der
Universität, sondern auch auf die Regelung des Schulwesens im ganzen Lande (klatic,
Lducutivnis) und auf die Schaffung mehrerer Stiftungen bezügliche Verordnungen der
Königin verkündet wurden. Die Geschichte Budapests weist wenige so prächtige Feste auf
wie diese eigentliche Einweihung der Universität. Die ungarische Hauptstadt bereitete dem
Vice-Hoskanzler Grafen Karl Pälffy, der in der Eigenschaft eines königlichen Coinmissärs
die große Königin repräsentirte, einen wahrhaft fürstlichen Empfang und sein Einzug,
sowie sein jedesmaliges Erscheinen war stets der Anlaß zu den begeistertsten Ovationen
nicht nur von Seite der Jugend und der Schnlbehörden, sondern anch seitens sämmtlicher
Factoren der Civil- und Militärgewalt. Die Eiuweihungsfeier selbst fand in dem Prunk-
saale der königlichen Burg statt und es wirkten dabei in erster Reihe, außer dem königlichen
Commissär, der Stuhlweißenburger Bischof Jgnaz Nagy als Kanzler der Universität uud
Baron Adam Patachich als Präsident des königlichen Universitäts-Senats mit. Der Feier
folgten ein Festmahl und verschiedene Zöglings-Prodnctionen des damals noch in Ofen
bestehenden Therefiauums und als Abschluß sogar eiu glänzendes Ballfest im großen
Saale der Universität selbst.
Kaiser Joseph II. verlegte die Universität von Ofen nach Pest und trennte die
theologische Facultät von den übrigen, was später zum völligen Verluste der theologischen
Facultät führte, die erst 1806 wiederhergestellt wnrde. Im folgenden Zeitraume machte
die innere Organisation der Universität vielfache Änderungen durch, die namentlich den
Wirkungskreis des Senats beschränkten.
Eine freiere und zugleich nationalere Richtung im Leben der Universität kam in den
Dreißiger-Jahren unseres Jahrhunderts zum Durchbruch, als auch die Institution des
Privatdocententhnms sich zu entfalten begann. Die Ereignisse von 1848—1849 konnten
nicht vorübergehen, ohne in der Thätigkeit der Budapester Universität Erschütterungen
hervorzurufen; als der Sturm vorüber war, ließ die damalige Regierung au der ungarischen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch