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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (3), Volume 12
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360 Frau Anna Käntor-Engelhardt (1798 bis 1853) kämpfte sich vom einfachen Dienstmädchen zur Höhe der vollendeten Künstlerin empor. Als sie mit sechzehn Jahren zum ungarischen Theater kam, beherrschte sie noch uicht die Landessprache, dafür hatte sie Alles, was eine große tragische Heldin haben muß: einen hohen Wuchs, ein schmelzendes, metallreiches Organ von großem Umfang, ein Antlitz und Auge, worin die Leidenschaften sich getreu und mühelos spiegelten, eine Macht uud Glut der Seele, die ihr bis ins Alter verblieben. Ihre Zeitgenossen nanuten sie allgemein die „ungarische Schröder". Ihre bedeutendsten Leistungen sind: Lady Macbeth, Lucrezia Borgia, Maria Tudor, die Königinnen in „Bänk-Bän" nud „Hamlet", die Elisabeth in „Maria Stnart" und vor Allem Gnllparzers Sappho. Aber sie war auch in Lustspielen vortrefflich. Die der „Wider- spenstigen" Shakespeares nachgebildete Franczka und die Donna Diana, nach Moreto, gehörten zu ihren besten Rollen. Sie setzte ihre Laufbahn in der Provinz fort und starb zuletzt ganz zurückgezogen in Maros-Vasarhely. Megy eri (1797 bis 1842) war ein unbedeutendes Männchen, in dem eine unwider- stehliche komische Kraft lebte. Die Macht seiner schauspielerischen Begabung war aber so groß, daß er auch große dramatische Charaktere, wie Lear, mit Erfolg spielte. Geradezu unvergeßlich blieb er als „Notar von Peleske" (?eleskei Notarius) und als Haupt- darsteller der damaligen Lustspiele, Possen und Parodien. Er war Alles: Notar, Cantor, Zigeuner, Slovake, Deutscher, Jude, Armenier, alter Gelehrter, einfältiger Pinsel, Schul- meister, und dennoch „immer ein Mensch und immer ein Meister". Die Kunst des Ehepaars Lendvay war so in eins verwachsen, daß die beiden ohne einander gar nicht zu denken sind. Martin Lendvay (1807 bis 1853) war schlank und stramm gebaut, die Stimme biegsam, umfangreich und klangvoll, das Antlitz von tadelloser männlicher Schönheit. Die Natur hatte ihm viel gegeben, um ihn zum aus- gezeichneten Heldenliebhaber zu machen. Seine armen Eltern konnten ihn nicht lange die Schule besuchen lassen, er erwarb sich alle Kenntnisse mit eisernem Fleiß erst später. Er war wiederholt im Ausland und wnrde in Berlin dem berühmten Seydelmann befreundet. Er war der Liebling des Publikums; eine angenehme Gesangstimme verschaffte ihm auch in Opern Erfolge und es hat damals gewiß Niemand die Hauptpartien iu „Zauipa" und „Fra Diavolo" so schöu gegeben wie er. Seine Gattin Anikö Lendvay-Hivatal (1814 bis 1891) war nicht minder eine gottbegnadete Künstlerin. Ihr Oheim, der Theater- dircetor Stefan Balogh, führte sie der Bühne zu, wo sie erst in naiven, dann in sentimentalen Rollen glänzte. Dem wundersam ergreifenden Klang ihres Organs wider- stand kein Zuschauer und insbesondere entzückte sie durch die sympathische Darstellung weiblichen Leidens. Vörösmarty und Petöfi verherrlichten sie in begeisterten Lobgedichten. Das Zufammenspiel des Paares auf der Bühne war das denkbar innigste. Niemals
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (3), Volume 12
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Ungarn (3)
Volume
12
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1893
Language
German
License
PD
Size
15.49 x 21.91 cm
Pages
626
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
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