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studirt worden und verhalfen ihnen zu großen Triumphen. 1845 erschien Karl Therns
Oper: „Die Belagerung von Tihauy".
Szigligeti begründete zu Anfang der Vierziger-Jahre durch seine Volksstücke eine
neue nationale Gattung in der dramatischen Literatur Ungarns. „Der Deserteur"
(Skükött IcawriÄ), „Die zwei Pistolen" (ket pisswlz?), „Der Csikos" und andere mehr
waren nicht nur in jenem Jahrzehnt Magnete im ungarischen Spielplan, sondern sie sind es
noch jetzt. Unter den trefflichsten Darstellern dieser Kunstgattung treten zwei besonders
hervor: Michael Füredi, der Held des Volkslieds, der jedoch auch als Opernsänger, nament-
lich in den Baritonpartien der ungarischen Originalopern glänzte, und Michael R e th y, der
Schöpfer urwüchsiger Volksgestalten. Durch Volksstücke, wie Josef Gaäls „Notar von
Peleske" und Jgnaz Nagys „Beamtenrestauration" (HsöwMäs) erhielten dramatische
Literatur uud Schauspielkunst einen starken Anstoß. Sie gehörten nämlich zu den
anziehendsten und beliebtesten Stücken des Repertoires, und zwar mit Sigmuud Czakös
„Kaufmann und Seemann", „Das Testament", „Leona", „Ladislans I. und seine Zeit",
und Emerich Vahots „Das Geschlecht der Zach", „Die Faschingsschule", „Reichstags-
quartier", „Husarenlist" n. s. w. Hierzu kamen einerseits noch die älteren Stücke von
Kisfalndy, Vörösmarty, Lorenz Töth, Andreas Fäy, Paul Koväcs, sowie anderseits
neuere von Ludwig Kuthy („Weiß und Schwarz"), Baron Nikolaus Jösika („Die
Adriane und Eugene"), Karl Obernyik („Erbschaft", „Khelonisz", „Der Gatte ohne
Gattin" und andere mehr), Karl Hugo („Baron und Banquier", „König Matthias",
„Die Comödie der Welt"), ferner von Josef Szigeti („Der Verlobungsring", „Der schöne
Schäfer", „Ehrenwort" und insbesondere „Der alte Infanterist und sein Sohn, der
Husar") und Alois Degre („Vor dem Ball und nach dem Ball", „Außerordentliche Vor-
stellung" u. s. w.) — uud so traten die Originalschauspiele immer mehr in den Vorder-
grund.
In diesem Jahrzehnt hatte das Theater manche Krise zu überstehen. Der oberste
Landesausschuß, den der Reichstag 1841 unter dem Baron Georg Orczy niedergesetzt
hatte, hielt es (1844 und 1845) für zweckmäßig, das Theater einem Privatunternehmer,
Andreas Bartay, anzuvertrauen. Während dieses Pachtes wuchs der künstlerische Erfolg
stetig, deßgleichen in den folgenden Jahren, da Graf Gedeon Räday als Obmann eines
Landesausschusses, nach ihm (1848 bis 1849) Josef Bajza und nach diesem Johann
Erdilyi die Direction führten. In den bewegten Tagen von 1848 bis 1849 nahmen die
Vorstellungen mit kurzen Unterbrechungen und lückenhaftem Personal zwar ihren Gang,
die Kasse jedoch bewies, daß „inter arm» silent inusae".
Die Fünfziger-Jahre waren die Zeit, wo das Theater recht eigentlich seine nationale
Aufgabe erfüllte. Die dramatische Literatur, immer um Szigligeti als Mittelpunkt
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch