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gruppirt, war außerordentlich fruchtbar. Am beliebtesten waren, außer deu Volksstücken,
die historischen, die durch ihre bald glänzenden, bald nur zu düsteren Motive das
nationale Selbstgefühl wacherhielten. Die Dramatiker stammen zum Theil noch aus
dem vorigen Jahrzehnt, aber auch neue hervorragende Talente tauchen auf: Maurus Jökai
(„Manlins Siuister", „König Koloman", „Die Märtyrer von Szigetvär", „Georg
Dözsa" n. s. w.), Ludwig Dobsa („Agnes Ronow", „Ladislans IV.", „Gnttenberg",
„Der Erfolg einer Niederlage" n. s. f.), Ludwig Köver („Treue aus Untreue", „Abend
und Morgen", „Jndiana" und andere mehr), Koloman Töth („Eine Königin", „Der
dritte König von Ungarn", „Der König heiratet", „Katicza Dobö" und andere mehr),
Ludwig Hegedüs („Die Heimgekehrten", „Die Tochter Roms", „Purpur und Trauer"
u. s. f.), Anton Berönyi („König Bela der Blinde").
Dagegen hatte sich die glänzende Gruppe von Bühnenkünstlern aus deu Vierziger-
Jahren stark gelichtet. Eine neue Generation erscheint und ihre Sterne sind: Josef
Szigeti, anfangs als Liebhaber, dann als Heldenspieler ein hervorragendes Mitglied,
das aber seinen eigentlichen Rollenkreis erst nach dem Tode Szentpeterys fand und
durch viele urwüchsige Leistungen als gemüthlicher Vater und Onkel in die Reihe der
größten Schauspieler trat; Koloman Szerdahelyi, der ausgezeichnete Salonheld und
Bonvivant; Nikolaus Feleki, eiu trefflicher Darsteller von Lustspielcharakteren; der
jüngere Lendvay als Liebhaber; der Intrigant und Charakterspieler Josef Töth;
Frau Szathmäry, die hervorragende Darstellerin junger und älterer Frauen
ungarischen Schlages; Jda Komlössy, zuerst naive Liebhaberin, dann Heldenspielerin;
Frau v. Bulyovszky als vorzügliche Salonheldin; Flora Mnnkäcsy in dramatischen
nnd Conversationsrollen heroischer Art; Jlka Fänesy als Naive. Das war die zweite
künstlerische Generation des Nationaltheaters, die sich den mächtigen Überlebenden der
alten Garde anschloß: einer Rosa Jökai-Laborsalvi, einem Egressy. Heute sind von
ihnen nur noch Szigeti, Flora Feleki-Mnnkacsy und Jlka Lendvay (,jun.)-Fänesy thätig.
Um diese Zeit erschienen im Nationaltheater: die Rachel mit ihrer französischen
Gesellschaft (1851), Jra Aldridge mit einer englischen (1853) und die Ristori mit einer
italienischen (1856).
Auch die Oper schreitet erfreulich vorwärts. Ihr Ausehen und Ruhm steigerte sich
durch Cornelia Hollösy, die Hasselt-Barth, den berühmten Tenoristen Donng, der erst als
Gast, dann als ständiges Mitglied wirkte; dazu kamen die Kaiser-Ernst, Luise Lesniewska,
Füredi, Jekelsalnssy und das Ehepaar Ellinger als neu angeworbene Kräfte. Auch
vorzügliche Gäste machten den Spielplan interessant: die Sängerinnen Lagrange, Medori,
La Grna und Chartou-Demeure, die berühmten Tenoristen Carion, Roger, Bettini, der
Bariton Beueveutauo, alle in längeren Gastspielen. Nicht minder wuchs die Zahl der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch