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Zwölf Jahre später schrieb er mit Franz und Karl Doppler die breiartige Oper
„Elisabeth", ein Gelegenheitswerk, das nach der Ankunft der Königin Elisabeth in Budapest
ihr zu Ehren aufgeführt wurde. Zwei Jahre nachher brachte er seinen „Bänk-Bän", Text
von Egressy, und hatte denselben großen Erfolg wie mit dem „Hnnyadi Läszlö". Die
Oper ist melodiös, die Jnstrnmentirung originell und die musikalischen Combinationen sind
fein. Unter anderem werden durch Verwendung der alten, selten benutzten Instrumente,
besonders des ausnehmend magyarisch gearteten Eymbals sehr eigenthümliche und über-
raschende Wirkungen erzielt. In der Theißscene ist selbst der „Tilinkö" (Hirtenflöte),
natürlich durch zwei Piceolos dargestellt, in das Orchester aufgenommen, was einzelnen
Scenen eine sehr farbige und nationale Stimmung verleiht.
Im Jahre 18K2 folgte seine dreiactige Oper „Sarolta", Text von Josef Czanynga,
1867 die fünfaetige große Oper: „Georg Dözsa", Text von Eduard Szigligeti. Auch
dieses Werk ist reich an Schönheiten, wiederum wird das Eymbal verwendet, überdies
besitzt es viel komisches Detail; Erkel zeigt sich hier auch als Meister der humoristischen
Musik. Seine vieraetige Oper: „Georg Brankovics" wurde 1874 aufgeführt und war
eine große Überraschung, denn man sah Erkel nach einer viernnddreißigjährigen
Eomponistenlanfbahn mit seiner bisherigen Richtung brechen und sich mehr der kosmo-
politischen Musik zuneigen. 1880 gab man seine vieraetige Oper: „Namenlose Helden",
Text von Eduard Töth, und 1889 die große Oper: „König Stefan" in fünf Acten. Auch
dieses Werk des sechsuudsiebzigjährigen Eomponisten enthält noch viel Schönes und
Hervorragendes. Franz Erkel schrieb insgesammt acht Opern, von denen die ersten sieben im
Nationaltheater, die letzte im königlich ungarischen Opernhause zum ersten Male aufgeführt
wurden.
Während seiner Thätigkeit, die mehr als ein halbes Jahrhundert umfaßt, legte
er (1853) auch den Grund zu den philharmonischen Concerten in Budapest, die er acht-
zehn Jahre lang dirigirte und in denen er das Pester Publikum mit den Perlen der großen
classischen Meister, sowie den berühmten Werken der romantischen Schnle bekannt machte.
Auf seine Verdienste als Kapellmeister können wir hier nicht näher eingehen, doch ist zu
bemerken, daß das Orchester des Nationaltheaters seinen europäischen Rnf hauptsächlich
ihm verdankte. Selbst jetzt noch, in seinem 83. Lebensjahre, eomponirt Erkel eine große
Oper: „Simon Kemeny", Text von Manrns Jökai.
Erfolgreich waren ferner die Opern der Brüder Franz und Karl Doppler, dieser
weltberühmten Flötenvirtuosen, welche Kapellmeister am Nationaltheater waren. Franz
schrieb die beifällig aufgenommenen Opern „Benyovszky", „Jlka" und „Wauda", die
beiden letzteren gefielen auch im Ausland. Karl widmete sich der komischen Oper („Das
Grenadierlager", „Zwei Husaren"). Auf diesem Felde folgte ihm Karl Huber, dessen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch