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sich ferner das treffliche Denkmal des Prälaten Georg Schomberg vom Jahre 1470 in
der St. Martinskirche zu Preßburg; noch großartiger jedoch sind ebenda die Denkmäler
der Anna Erdödy und eines Herrn Kögl, auf denen mehrere Mitglieder der Familien
Erdödy und Jlleshäzy in porträtmäßiger Behandlung und knieender Stellung erscheinen.
Schließlich seien, in Gran, die Grabmäler der Erzbischöfe Dionys Szßchy (1465) und
Johann Vitez (1472) erwähnt.
Kurz darauf beginnt jene traurige, fast drei Jahrhunderte umfafseude Periode, deren
fortwährende Kriegsstürme es verschuldeten, daß sich von ungarischem Kunstleben that-
sächlich kaum ein erwähnenswerthes Moment vorfindet. Als nach der Rückeroberung Ofens,
und namentlich zu Aufaug des XVlll.Jahrhunderts, Ofen und Pest ihre langsame Wieder-
geburt begannen, da boten einige öffentliche Gebäude auch der Plastik wieder die erste
Gelegenheit sich zu rühren. Die Bildnerei des Barockstils ist in der Hauptstadt durch
einige Statuen vertreten, welche die Fanden der Karlskaserne und des auch architektonisch
einfacher gehaltenen sogenannten Zeughauses in der Festung zu schmücken haben. Diese
mythologisch-allegorischen Figuren, von denen schon in dem Aufsatz: „Die Architektur
in Budapest" die Rede war, sind verspätete und dabei im Vergleich zu der großartigen
decorativen Plastik, die das XVII. Jahrhundert in den westlichen Ländern hervorgerufen,
nur bescheidene Arbeiten, bringen jedoch bei aller Anspruchslosigkeit im Ganzen und
Großen doch den Charakter der Barockkunst zu sprechendem Ausdruck. Übrigens ist, was
Plastik betrifft, auch die ganze Barockzeit fast spurlos über das Land hinweggegangen. Das
ist schlechthin einzugestehen, will man nicht etwa den fragwürdigen mythologischen
Figuren, welche im Umkreise etlicher Adelsschlösser als Gartenschmuck aufgestellt sind,
oder einer gelegentlich auftauchenden kümmerlichen Mariensäule, oder den nach der letzten
Pestepidemie mit löblichem Eifer, jedoch leider mit wenig Knnst errichteten Vvtivdenk-
mälern, denen man auch in der Osner Festung und auf den Hauptplätzen mancher Provinz-
städte begegnet, eine unverdiente Wichtigkeit beimessen.
Selbst noch zu Anfang des XIX. Jahrhunderts tritt die Plastik ganz schüchtern
und mit den allerbescheidensten Versuchen hervor. Damals wurde hier die classische Bau-
weise heimisch, welche bei dem Wiederaufbau von Pest und Ösen etwa fünfzig Jahre
lang eine große Rolle spielen sollte und gerne mythologische oder allegorische Figuren
als Zierwerk verwendete. Dadurch öffnete sich der Plastik ein ziemlich weites Feld, doch
kommen die zu solchem Behuf entstandenen Werke, die Giebelgruppe des National-
museums mit inbegriffen, künstlerisch kaum in Betracht.
In den Dreißiger- und Vierziger-Jahren erfolgte der große Umschwung des öffent-
lichen Geistes in Ungarn. Auf deu Gebieten der ungarischen Cultur, Politik und Literatur
entbrannte eine fieberhafte Thätigkeit, ein begeisterter Wetteifer. Bei so gehobener
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch