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Befriedigung wahrzunehmen, daß die meisten nicht nur in Budapest, sondern im ganzen
Lande sich des besten Rufes erfreuen. Die elf größeren Geldinstitute der Hauptstadt, die
sich hauptsächlich mit industriellen und Handelsgeschäften befassen, haben ein Grundkapital
von 47 Millionen Gulden; ihr Reservekapital beträgt 18, die Summe der bei ihnen
eingelegten Gelder bereits über 162 Millionen.
In die Einzelheiten des hauptstädtischen Handels können wir uns nicht einlassen und
beschränken uns hier auf die bezeichnendsten Hauptzüge.
Im Getreidehandel nimmt Budapest eine hervorragende Stelle ein; die
dortigen Kaufleute sind sehr thätig und haben trotz der großen Concnrrenz und obgleich
das stetig erweiterte Verkehrsnetz durch Herstellung des directen Verkehrs zwischen
Producenten und Consnmenten die Vermittlung des Zwischenhändlers vielfach überflüssig
macht, dennoch verstanden, die Bedeutung des ungarischen Getreidehandels bis auf
diesen Tag aufrecht zu erhalten. Budapest ist sozusagen der Getreidespeicher nicht nur
des Landes, sondern, soweit es die Zölle und Preise zeitweilig gestatten, auch für
Serbien, Rumänien und Bulgarien, deren überschüssiges Getreide hier lagert und
den zur Verwerthung geeigneten Augenblick abwartet. An Weizen allein werden in
manchem Jahre etwa 10 Millionen Metercenwer auf den Budapester Markt gebracht;
schon der Wochenumsatz übersteigt in lebhafteren Perioden 200.000 Metercentner; etwa
2'/s Millionen Metercentner Weizen aber sind hier beständig derart eingelagert, daß die
Bestellungen der ausländischen Consnmplätze jederzeit ohne alle Schwierigkeit ausgeführt
werden können.
Einen nicht minder regen Handel führt die Hauptstadt mit anderen landwirth-
schastlichen Producten, mit verschiedenartigen Gemüsen, insbesondere Bohnen, Obst,
Pflaumen.
Der Pf laumenhandel von Bosnien und Serbien her wird größtentheils durch
Budapester Kaufleute betrieben, und auch der Handel mit Südfrüchten hat sich hier
bereits festgesetzt. Im Winter des Jahres 1892 gelangten die ersten Sendungen von
Südfrüchten aus Messina direct nach Budapest. Die Schiffe der ungarischen See-
Schiffahrtsgesellschaft „Adria" brachten sie nach Finme, wo die Fracht in doppelwandige
geheizte Waggons übergeladen wurde; so gelangte sie im frostigsten, ranhesten Wetter
wohlbehalten nach Budapest zur öffentlichen Versteigerung. Der Versuch gelang vollkommen
und es erwies sich, daß Budapest ganz besonders geeignet ist, als Handelsplatz für Süd-
früchte zu dienen, nicht nur weil die Hauptstadt selbst viel cousumirt, sondern auch weil
es sich auf einen weiten Consnmentenkreis stützt, sowohl im Lande selbst, wie in den
nördlich gelegenen Gegenden, die in Zukunft die Südfrüchte am nächsten und am besten
von Budapest werden beziehe» können.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch