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das Heer der Herzoge Geza und Ladislaus die deutsch-ungarischen Truppe» des Königs
Saloinon und gewann den Söhnen Bela's die Krone. Bei Jlsvazug, den? heutigen Jsaßeg,
besiegte (1264) Stesan, der Sohn Bela's IV. uud Gebieter Ostuugarns, seinen znin Westen
haltenden Vater. An derselben Stelle kämpften (6. April 1849) in blutiger, zweifelhafter,
doch schließlich siegreicher Schlacht die vou der Theiß heraufgezogenen Honveds gegen
die wider sie entsendeten Truppen. Und in jedem dieser Kämpfe um die Hauptstadt entschied
sich das Geschick des Landes.
Ihre Lage zwischen der Hanptstadt und der Theiß verlieh der Gegend eine ganz
besondere Wichtigkeit, als Budapest nach der Vertreibung der Türken durch die neue
Besiedeluug anfhörte, magyarisch zu sein. Der einzige magyarische Fleck in Pest war damals
das Comitatshaus, dort aber waren die Herren dieser Gegend, die Räday, Orezy, Beniezky,
Pröuay und Podmaniezky, die ansehnlichsten. Von ihnen allein ging der ungarische Geist
aus, der in die Herzen des deutschen Bürgerthums und der allmälig mit diesem sich
mischenden Beamtenschaft Eingang fand. Uud ihr Einfluß, nicht nur auf die Stadt, sondern
auch auf das Land, hob sich iu dem Maße, als das Magyareuthum an Zahl, Kraft und
sittlichem Gehalt erstarkte.
Peezel wurde iu den Siebziger- und Achtziger-Jahren des vorigen Jahrhunderts
durch seinen gelehrten, hochgebildeten Besitzer, den älteren Gideon Räday, zu einem der
Nester, aus denen die wiedererweckte ungarische Literatur ihren Aufschwung nahm. Franz
Kazinezy hat die hochinteressante Gestalt des patriotischen Grafen, der sich freilich als
Sonderling gab, meisterhaft charakterisirt; doch war es nicht der Graf allein, der jene
Wirkung hervorrief, sondern auch die Nähe Peezels zu deu Städten Ofen und Pest,
welche bereits damals so viele Culturelemente umschlossen. Ihnen fehlte nur das magya-
rische Wesen, und dieses konnten sie nur von Peezel her empfangen.
Noch wichtiger wurde in dieser Hinsicht Föth und sein, auch von Vörösmarty
besungener Weinberg in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts, als in Budapest bereits
magyarisches Geistesleben zu finden war, aber gleichsam nur als Miethpartei. In Föth
hingegen stand der Dichter auf vaterländischem Boden, dort konnte ihn der frische Hauch
der nationalen Seele ganz durchströmen; dort, auf Andreas Fäy's gemüthlichen Weinlese-
festen war in der Person eines Deak, Kossuth und der berühmtesten Schriftsteller die
Blüte des ganzen Landes vertreten. Übrigens hatte seither das Beispiel Szechenyi's
auch schon die Magnatenelafse, die früher zum Theil der Fremdländerei huldigte, gewonnen
und Graf Stefan Kärolyi, der Gutsherr von Föth, steht unter den eifrigsten Förderern
des nationalen Geistes.
Doch das Band zwischen Stadt und Umgegend ist kein einseitiges. Die Nähe Pests,
des Sitzes einer zwar fremdartigen, jedoch in vieler Hinsicht entwickelteren Cultur, wurde
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch