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Familien sich zu magyarisiren. Es hat auch zwei, vou den Podmauiezky und Orezy erbaute
Schlößchen. Rakos-Esaba ist kleiner, seine Bevölkerung überwiegend magyarisch.
Mannigfaltiger wird die Gegend erst gegen Osten, wenn die steilen sandigen Hügel
die Thalwände immer enger zusammendrängen. Am AbHange der südlichen Hügelreihe liegt
der rein magyarische Ort Peczel, eine beliebte Sommerfrische der Hauptstadt. Seine Häuser
umsäumen weithin die nach Maglöd führende Straße. Es ist ein alter Platz, der die
Verheerungen der Türken überdauerte und zu Anfang des XVIII. Jahrhunderts iu deu
Besitz des Raköczy'schen Kanzlers Paul Raday, Herausgebers der ersten nngarischenZeitnng,
des „Merenrins Veridicns" gelangte. Das Ansehen der Familie hob sich durch Pauls
Sohn, den Dichter Gideon noch mehr. Als einer der Führer der Protestanten, wie auch
wegen seiner wissenschaftlichen und literarischen Verdienste, wurde er von Joseph II. zum
Baron, von Leopold II. zum Grafen erhoben. Das Schloß zu Peczel wurde durch ihu zum
Sammelplatz für den Adel des Pester Comitats, besonders aber für die Schriftsteller. Die
von ihm angelegte große und werthvolle „Raday'sche Bibliothek", etwa 25.000 Bände
stark, ist jetzt Eigenthum der reformirteu Hauptschule in Budapest. Im Schlosse ist besonders
der große Saal des ersten Stockwerkes interessant. Er zeigt an den Wänden mythologische
Malereien in Weiß und Grau, und zwar meistens Scenen, die den übertriebenen Ehrgeiz
des Menschengeschlechts und das daraus entstehende Unglück darstellen, so den Kamps der
Titanen, Tautalus u. s. w. Schon die Malweise, unter Vermeidung aller stärkeren Farben,
ist originell, noch interessanter aber sind die magyarischen Inschriften, sämmtlich Zeugnisse
der ruhigen, resignirten Lebensanschauung ihres Verfassers.
Nahe dem alten Schlosse erhebt sich schon eine ganze Reihe eleganter, bequemer
Villen. Viele Budapester Familien pflegen da zu übersommern. Diese Eolonie zieht sich
hauptsächlich den Räkosbach hinan, dessen Gegend übrigens hier und da snmpsig ist.
Über Peczel hinaus geht man in einem stellenweise kesselförmig erweiterten Thale
nach dem alten Jlsva-zng, jetzt J saßeg , in dessen Gemarkung zwei entscheidende
Schlachten stattgefunden haben. Das Dorf liegt anf einer breiteren Ebene, welche in eine
starke Biegung des Thales fällt, und man erblickt es daher erst, wenn man ganz nahe ist.
Die jetzige Bevölkerung ist meist flovakifch. Das Grab der in der Schlacht vom 6. April
1849 gefallenen Honveds ist durch eine Denksäule bezeichnet. Von Jsaßeg zieht die Straße
genau gegen Nordwest schon in breiterer Thalebene, zwischen grünen Feldern und
waldigen Hügeln, nach Gödöllö, das jetzt an Bevölkerungszahl und Bedeutung die Hanpt-
gemeinde der ganzen Gegend ist.
Gödöllö, vor Alters Gedellö, liegt in einem von Waldhügeln und Weinbergen
umschlossenen Landstrich theils auf einer Hochebene, theils in der Niederung des RäkoS.
Die Thalsohle erhebt sich hier schon über 200 Meter hoch nnd bildet die Wasserscheide
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch