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um mit ihr vereint die klaren Gewässer der Donau zuzuführen. Es ist dies eine der selt-
samsten geographischen Bildungen.
Die Bahnlinie erreicht ihre höchste Steigung mit dem Sleme-Tunuel in einer Höhe
von 836 Meter; jenseits bei der Hochfläche von Lies beginnt schon die eigenthümliche
Welt des kroatischen Karst. Dieser gehört bereits gewissermaßen zu den Umgebungen
Finmes, von dessen Bewohnern viele ihren Sommer unter dem kühleren Himmel des
hochgelegenen Fnsine verbringen. Hier lernt man das Gebirge näher kennen.
Als küstenländischen Karst (kroatischen oder liburnischen Karst) bezeichnet man
mit einem Sammelnamen jenes Übergangsgebirge, das die Gebirgssysteme der Mischen
und dinarischen Alpen verbindet und, indem es sich mit seinen stufen- und terrassenförmigen
Reihen oberhalb Finmes entlangzieht, den ganzen Qnarnero als ein riesiger Kranz umfaßt.
Vom Meere gesehen, bietet die aschgraue, öde, hochplateauartige Gebirgsbildung, aus der
sich hie und da waldbedeckte Kuppen emporheben, ein großartiges Bild. Der höchste Berg
darin ist der zweigipslige Risnjak (1528 Meter), der hinter Fiume aus dem Gebirge
emporstarrt und, vom Meere aus gesehen, das herrliche Landschaftsbild krönt.
Die charakteristischen Eigenthümlichkeiten des Karst sind die umwallten Hochflächen,
die Höhlen, die unterirdisch umherschleichenden, da und dort emporquellenden und wieder
verschwindenden Bäche; dann die durcheinander stehenden, bizarren Steinklötze, leblosen
Steinfelder, Mulden, Höhlungen, größeren und kleineren Vertiefungen und Senkungen
(Dolmen), die durch Einsturz von unterirdischen Höhlen entstanden sind und auf ihrer
Sohle einen geringen Pflanzenwuchs bergen.
Ein häufig erwähnter Schrecken der Karstgegend ist der Bora-Wind, der nach
italienischem Sprichwort hier auf den kroatischen Hochebenen „geboren wird" (ä 5iume
la naseo) und mit kaltem, eisigen Hauch hinabfährt über den wärmeren Meerbusen hin
und die Küsten Dalmatiens entlang. Die heftigen Stöße seines Ansturmes zwingen selbst
die Bäume zu krummem Wüchse. Zuweilen wüthet er mit solcher Gewalt, daß er selbst
kleinere Felsbrocken vor sich her rollt und Mensch und Thier niederwirft. Die Eisenbahn
muß sich gegen ihn durch sogenannte „Borawände" schützen, denn es ist schon vorgekommen,
zuletzt im Jahre 1889 bei Station Meja, daß er etliche Waggons des Bahnzuges von den
Schienen herunterwirbelte.
Das Jneinanderspielen der kalten Bora und der wärmeren Seeluft ist der Haupt-
grund, warum die terrassenförmigen Bergzüge des Küstenlandes hinsichtlich der Vegetation
sich in drei Gürte l scheiden.
Der obere, hohe Gürtel umfaßt die Hochebene und deren Bergketten. Er ist mit
Nadel- und Laubwäldern bedeckt und hat alpinen Charakter. Der Schnee bleibt hier oft
bis zum April liegen. Der mittlere Gürtel besteht aus den seewärts gewendeten öden
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch