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dem jähen Abgrund Kirche und Kloster von S t . Georgenberg, nur erreichbar über eine
hölzerne Brücke auf schwindelnder Höhe. Es ist der Zielpunkt frommer Beter, die zu den
wunderthätigen Reliquien wallen oder in andächtiger Scheu iumitteu der großartige»
Gebirgssceuerie den mächtigen Chorälen des tosenden Bergbachs lauschen.
Unterhalb Schwaz wird die Landschaft wieder einförmiger, wozu namentlich die
Auen und Sümpfe iu der Thalsohle nicht wenig beitragen. Doch alsbald fesselt unser
Auge das prächtige Schloß Tratzberg, „ein wahres Kleinod der tirolischen Schlösser" im
Renaissaucestil, ein Besitz der Grafen Enzenberg. Schon die elegante Avenne, die schönen
Anlagen uud Waldwege, die reichen Vorbauten und Terrassen geben der Umgebung des
Schlosses ein vornehmes Gepräge; der Waffensaal, das Fuggerzimmer, der Habsburger-
saal mit dem berühmten Hirschgeweih, der Jagdsaal n. s. w. sind im Einzelne» wieder
Perlen altadelige» Feingeschmacks; dazn der prächtige Hof mit seinen Fontänen und
seinem üppigen Buschwerk, unter welchen: uus der südliche Sumachstrauch nicht wenig
befremdet, die zahlreiche» Fettster, von denen man eine reizende Aussicht auf das ganze
Jnuthal bis in die Stnbaier Gletscherwelt genießt. Auch dem Naturforscher ist das Schloß
ein anziehender Pnnkt, indem an den heißen Mauern südliche Echsen emporklimmcu und
manche südliche Pflanze hier ihr bleibendes Heim gegründet hat.
Nur noch wenige Schritte und wir sind in Jenbach, dem Hanptftandqnartier der
Achen- und Zillerthal-Pilger. Jenbach mnthet uns zunächst schon dnrch seine wundervolle,
fast amphitheatralische Lage am Fuße des Stauserjochs an; die Häuser, meist aus Hoch-
ofenschlacken erbailt, sind nur stellenweise mit weißer Kalktünche verkleidet und gewähren
so einen ganz eigenartigen Anblick, der durch die schöne gothische Kirche mit dem grünen
Spitzthurm nicht wenig gewinnt. Auch die Eiseuschmelze mit den Hochöfen, das
Hammerwerk, die Mafchiuenwerkstätte uud Stahlfabrik, sowie die Erzförderung sind in
hohem Grade sehenswerth. In der Nähe liegt Burgeck, jetzt Haltestelle der Achenthalbahn,
mit prächtiger Aussicht auf das Innthal nach Ost und West.
Das geologisch wie botanisch hochinteressante Achenthal Verläuftin rein nördlicher
Nichtuug uud verdankt seine wirksamste Anziehungskraft dem fischreichen, durch zwei
prächtige Steamers belebten Achensee. Dieser, ein Eigenthum des nahen Stiftes Fiecht,
das nicht müde wird, dessen Reize aller Welt zu erschließen, ist der höchst gelegene
größere See der österreichischen Alpen — und wohl anch einer der schönsten derselben.
Sein herrliches Blau wird nur durch das Spiegelbild der umliegenden, meist senkrecht
aufsteigenden Bergriesen gebleicht. Das Acheuthal ist auch für zahlreiche Ausflüge wohl
geeignet; hier sei nur der eiueu Tour nach der Hinter- und Vorderris gedacht, mit den zahl-
reichen Wasserfällen zwischen den üppigen Ahorngrnppen der prächtigen Lanbwälder, dann
der Besteigung des Sonnwendgebirges mit seinen zahlreichen Spitzen, von de»en der
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch