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Thals und liegt nahe am Eingang desselben. Im obersten Thalgrund liegt die letzte
Häusergrnppe Mittelberg unter dem Mittelberggletscher, dem Taschachgletscher mit dem
prächtigen Riffelsee uud der Wildspitze. Was aber dem Thal neben seinen, namentlich
im Hintergrund so großartigen Landschaftsbildern ganz besonderen Reiz verleiht, das
sind die zahlreichen Übergänge in alle umliegenden Thäler, die meist ohne Schwierigkeit
ausgeführt werden können.
Das Ötzthal, das Emporion der tirolischen Eiswelt, ein Thal, dem die Groß-
artigkeit seiner Gebirgsformationeu und der in ihm mehr als irgendwo herrschende
Wechsel zwischen starren eisgekrönteu Felsgipselu uud fruchtbaren, mit Dörfern, Weilern,
Kapellen gezierte Thalböden, zwischen stundenlangen Firn- »nd Eismeeren und herrlichen
Alpenwiesen, zwischen gransem Entsetzen und idyllischem Behagen den ersten Rang in
der Hochgebirgswelt Tirols einräumen, wird am besten von der Eisenbahnstation aus
betreten, welche einsam, mitten im Walde auf dem nur schütter mit Föhren bewachsenen
Moränenschutt des einstige» Ötzthalgletschers gelegen ist. Seine Haupteigenthümlichkeit
liegt iu deu fünf terrassenförmig übereinander gethürmten Becken, die dnrch romantische
Engen miteinander verbunden sind und gewissermaßen alle Zonen von der mediterranen
bis zur arktische« iu sich schließen. Schon am Eiugaug überrascht uns der Stnibenbachfall,
dahinter die bei der Teufelsschmiede eiumüudeude Ebner- und Auerklamm, eine hoch-
interessante, erst jüngst erschlossene Felsspalte mit zahlreichen, dnrch die Ausspülung des
Bachs entstandenen Trichtern und Grotten. Vor uns liegt Ötz im ersten romautischeu
Thalkessel. Indem sich hinter Ötz das Thal zwischen riesigen Trümmergeschieben klamm-
artig im sogenannten Gsteig, einem alten, nun durchschnittenen Bergsturz verengt, erreicht
mau gewissermaßen auf einer zweiten Terrasse Tumpeu, dann den vom Acherkar in
Cascaden herabstürzenden Acherbach, die senkrechte, mit dem stinkenden Sadebanm
bewachsene Engelswand und endlich über dem Moränenblock des rauhen Büffel
das freundlich gelegene, durch seine Flachscultur ausgezeichnete Dorf UmHausen am
Ausgang des Horlachthals mit dem über 150 Meter hohen Umhansener Wasserfall,
der bei günstiger Witterung einen prächtigen Regeubogen bildet. — Hinter UmHausen
schließt sich die zweite Thalstufe und man betritt in der Manracherschlncht die nächste
Thalenge, worauf sich alsbald das Thal wieder ausweitet und das große Becken von
Längenfeld bildet. Wir gehen nun an der interessanten, bis nun wenig beachteten Hemi-
therme und Schwefelquelle von Kefels vorüber, in deren Nähe bimssteinartige Schlacken
ans einstige vulcanische Erscheinungen in diesem meist iu Gneis, Glimmer- und Hornblende-
schiefer eingeschnittenen Thale hinweisen, und betreten die dritte Thalenge, welche hinter
Huben gelegen ein recht düsteres, fast waldloses Defile darstellt. Alsbald, bei Sölden, weitet
sich das Thal zum vierten Male aus uud damit beginnt das obere Ötzthal. Das bescheidene
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch