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Jahrhundert mehrmals geschah, so daß man gelobte, alljährlich eine Procession „zum
steinernen Tisch" zu unternehmen, woselbst eine Messe gelesen wurde; später wurde dort
eine Kapelle erbaut.
Unter den zahlreichen Hochtouren von Gurgl aus bietet der Schalskogl (3.535 Meter)
einen Glanzpunkt der Ötzthaler Alpen; über das Ramoljoch (3.182 Meter), das als eines
der aussichtsreichsten der gesammten Alpenkette unseres Landes gilt, gelangt man zu dem
freundlichen Alpendorf Vent (1.892 Meter), einst des Pfarrers Franz Senn Wirkungs-
kreis; dahinter mündet das Rofenthal mit dem berüchtigten Vernagtgletscher, der zwischen
1848 und 1883 um 360 Meter zurückgegangen ist. Von dort geht es auf gutem Saum-
pfade empor zu den Rofener Höfen, auf denen Herzog Friedrich mit der leeren Tasche
sich vor seinen Feinden verborgen hielt, wofür ihnen bis zum Jahre 1849 Asylrecht und
Steuerfreiheit zuerkannt war, dann zum bewirthschafteten Hochjochhospiz und hinab ins
Schnalserthal. Unter den Hochgipfeln sind die besuchtesten der Similann, die Weiß-
kugel (3.741 Meter) und die Kreuzspitze (3.454 Meter); alle aber überragt das gewaltige
Doppelhorn der Wildspitze (3.770 Meter), der Fürst und Hüter über den Gletschern der
Ötzthalergrnppe mit fast unbegrenzter Fernsicht weit über Tirol hinaus, majestätisch
thronend über eiuem unendlichen Meer ewigen Eises, über Hunderten von bnnt geformten
Spitzen, die alle feenhaft leuchten und glitzern vom saftigsten Grün bis zum blendenden
Weiß und vom zartesten Weiß bis zum tiefsten Ultramarin.
Das kleinste der Thäler der Ötzthalergrnppe ist das Sellrainthal , in welches uuu
eine sehr hübsch angelegte Fahrstraße längs der Melach hineinführt. Hinter dem Dorfe
Kematen liegen zur Liukeu die Kaiser Ferdiuauds-Wasserfälle iu romantischer Thalschlucht,
und in mäßiger Steigung geht's von da zwischen mannshohen Farnbüschen hinein nach
Sellrain oder Rothenbrunn, einer kleinen Badeanstalt des Thals; gegenüber liegt auf
einem jähen Bergeshang St. Quirin mit reizendem Blick ins Innthal. Darüber taucht die
Pflanzenreiche Pyramide des Roßkogl in die Luft. Der zweite Hauptort des Thals ist
Gries am Fuße des Freihut (2.613 Meter); hier biegt das Thal um und zieht sich als
Melachthal über die dem Mineralogen wohlbekannte Juifeuau nach Praxmar und der Alpe
Lifens, einem einfachen Alpeneurort in ganz prächtiger Landschaft zwischen der Viller
Spitze, den blaugrünen Hängen des Lisenser Gletschers und dem Brunnenkogl; während
das Oberthal nach dem reizend gelegenen St. Sigmund und dem einstigen Jagdschloß
Erzherzogs Sigismund zum lieblichen Kühetey (Kühtai) führt, das früher wohl in einem
dichten Zirbenwald stand, von dem heute nur mehr die vom Blitz verbrannten Strünke
vorhanden sind.
Eine würdige Seitenlinie der Ötzthalergruppe im engeren Sinne bilden die im
Osten sich anschließenden Stubaieralpen, so benannt nach einem prächtigen Hochthal
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch