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schimmern und glänzen dieselben wie blankes Silber. Es fehlt ihnen aber auch poetische
Verklärung nicht; denn die größte Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß sie jener Bergsturz
sind, welchen Dante selbst geschaut und in den ersten Terzinen des zwölften Gesanges
der Hölle so treffend beschrieben hat. Man darf dabei annehmen, daß er einige Zeit bei
Wilhelm von Castelbarco, welcher zu den Herren della Scala in Verona, den Gönnern des
großen Dichters, in engen freundschaftlichen Beziehungen stand, auf Lizzana verweilt hat.
Nun zur westlichen Thalseite. Zunächst liegt in der Thalebene von oben herab eine
Reihe von Dörfern, die zum Theil recht stattlich aussehen, wie Nvmi, in geschützter Lage
Pomarolo, Villa Lagarina, Nogaredo und, Rovereto gegenüber, etwas erhöht
das weinberühmte Jsera. Über Villa Lagarina liegt auf der zweiten Bergstufe das Dorf
Pedersauo, über diesem auf der dritten Castellano. Auch zwischen Villa Lagarina und
Jsera liegen verschiedene Dörfer weit hinauf zerstreut. Darüber erheben sich rauhes
Gebirge, über einander gelegte Berggesimse, zu oberst an der Ecke des nach Westen
umbiegenden Hauptgebirgszuges der steile Monte Stivo (2.044 Meter). Zwischen
Rovereto und Jsera liegt am linken Etschnser das ansehnliche Dorf Sacco, einst Schiffs-
lände, heute mit einer großen Tabakfabrik. An Schlössern fehlt es diesem schönsten Theile
des Lagerthals auch nicht. Hoch über Chinsole bei Pomarolo ragen noch einige Mauern
der 1507 zerstörten Burg Castel Bareo, des Stammsitzes des einst das Lagerthal
beherrschenden gleichnamigen Dynastengeschlechts, welches noch heute in einem fürstlichen
und einem gräflichen Zweige in Italien fortblüht. An der Südecke des von unten wenig
sichtbaren Dorfes Castellano steht ebenfalls ein Schloß, dessen breiter mächtiger Eckthnrm
aber vor einigen Jahren eingestürzt ist. Über Nogaredo liegt auf einem grünen Hügel das
unansehnliche Casteluuovo; südwärts vom hochgelegenen Patone starren auf ungeheuren
Felsentrümmern, der dahinter aufsteigenden Felsenwand vorgelagert, die Ruinen von
Castel Corno. Südöstlich unter Jsera erhob sich auf einer Felsenkuppe über der Etsch
das einst bischöfliche Schloß Pradaglia, von welchem heute auch nur noch schwarze von
Bäumen und Gebüschen umwachsene Mauern übrig sind. Um wie viel charakteristischer
mag die Gegend im späteren Mittelalter ausgesehen haben, als diese Schlösser mit ihren sie
umgebenden und von ihnen auslaufenden Mauern und ihren hohen Thürmen der Landschaft
ihr besonderes Gepräge aufdrückten! Heute ist all jene Pracht dahin, aber die Natur wirkt
und schafft fort. Sobald im März der erste laue Frühlingsregen gefallen ist, bietet die
ganze beschriebene Bergseite bis unterhalb Jsera einen wunderherrlichen Anblick dar. Mit
saftigem Vollgrün bedecken sich Weinberge, Wiesen und Buschwald, es rührt und regt sich
und lebt von Tag zu Tag frischer und glanzvoller auf im schroffsten Gegensatz zum
umwandelbaren starren Grau der Felsen. Einzelne kleine Bäche fallen zerstiebend von den
Felswänden, Dörfer, Weiler und zerstreute Häuser, welche im Winter offen und wie am
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch