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Zweifel sein könnten, wenn nicht der schlanke Thurm mit dem Kreuze für ersteres ent-
schiede. Hinter der Kirche erstreckt sich eine lange Reihe alter Häuser, während am Fuße
des Hügels die stattlichen neueren Gebäude zwischen Obstbäumen hervorschauen, das
Ganze im Hintergrund von bewaldeten Höhen überragt — ein erquickendes Landschafts-
bild. In der Nähe, auf der Flur Müsinen, wurde Jahrhunderte lang das Gaugericht
von Rankweil abgehalten.
Bei Rankweil rauscht die Frntz ans'dem Gebirge; eine tiefe, unwegsame Schlucht
verwehrt uns den Zugang zu diesem Gebirgsbach. Wollen wir in sein Thal, so gelingt
uns das nur auf steilem Anstieg nördlich von demselben und auch auf diesem Wege
gelangen wir erst weit hinten im Thal an den Bach; derselbe hat sich eine tiefe und so
schmale Rinne ausgenagt, daß die wenigen Ortschaften uud Einzelgehöfte auf einer höheren
Geländestufe sich Raum suchten, alle aus der Nordseite, um des Sonnenlichtes theilhaftig
zu werden, das die in Süden aufsteigenden Höhen des Hochgehrach (1.960 Meter) und
seiner Nachbarn dem südlichen Thalhang neidisch verwehren. Aus dem unteren Theile des
Thals — welches von der größten Ortschaft Laterus den Namen trägt — führt ein
bequemer Weg auf den Hohen Freschen, welcher zwar nicht den höchsten Punkt der
„Vorarlberger Alpen", wohl aber orographisch deren Hauptknotenpunkt bildet und infolge
seiner vorgeschobenen Lage eine Aussicht gewährt, die zu den schönsten des Landes zählt
und einen sehr instruetiven Blick auf den Ban der ringsum gelagerten Gebirgswelt gestattet.
Von Rankweil südlich schieben sich Vorstufen der Bergwelt so weit in das Rheinthal
hinein, daß es auf der österreichischen Seite fast ganz abgeschlossen wird. Folgen wir dem
engen Thaleinschnitt zwischen den zwei östlichen dieser Vorberge, so gelangen wir in
kurzem nach Feldkirch, der zweiten Stadt des Landes in reizender Lage. Im Westen der
rebenbedeckte Höhenzug des Ardetzenberges, im Osten eine Steilhöhe, von welcher die
alte Schattenburg träumerisch herabblickt, im Süden die Jll, welche im unwiderstehlichen
Ansturm die Felsen durchbrochen und so den Ardetzenberg und dessen östlichen Nachbar
von den südlichen Bergen losgerissen hat, und über die Jll hinaus immer höher und höher
ansteigende Gebirgsmasseu, die nordwestlichsten Vorposten des Rhätikon, und zwischen
den Klammen und Bergen das Städtchen, von grünen, baumreichen Angern umgeben, in
seinem Bau noch manches mittelalterliche Gepräge zeigend. Wer das ganze Stadtbild
sammt der weiten Umgebung von einem höheren Standpunkt aus aufnehmen will, der
lasse sich nicht die Mühe verdrießen, den in einen herrlichen Park umgewandelten
Margarethenkaps zu besteigen, von wo aus namentlich der Blick in den obersten Theil des
österreichischen Rheinthals lohnend ist, besonders aber auch erst die Mächtigkeit der zwei
Jlldurchbrüche erkannt werden kann, zwischen denen Feldkirch liegt. So eng ist die Klamm
unmittelbar vor der Stadt, daß die Straße mit Mühe dem Felsen abgerungen werden
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch