Page - 119 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Volume 13
Image of the Page - 119 -
Text of the Page - 119 -
119
Nekropolen von Villanova, Bologna und auch von Este sind sehr tiefgreifend. Von
besonderem Interesse aber ist die Thatsache, daß unter den hier gefundenen Objecten viele
noch ausgesprochenen Terramaretypus zeigen, und wir werden wohl annehmen müssen,
daß ein Grundstock der alten proto-italischeu Bevölkerung auch in dieser Epoche seine
früheren Wohnplätze behauptete und sich nur langsam den neuen Culturformen anbequemte.
Unter den nordtirolischen Urnenfriedhöfen wurden am frühesten aufgedeckt die von
Matrei und Wörgl. Leider besitzen wir über dieselben keine genaueren Fundberichte.
Es ergibt sich indessen aus den im Museum zu Innsbruck befindlichen Ausgrabungs-
objecten, daß diese Nekropolen einerseits bis in die eigentliche Bronzezeit hinaufreichen,
anderseits noch während der römischen Herrschast benützt wurden. Der Einfluß der
italischen Cultur ist auch hier unverkennbar, tritt aber nicht so markant und bestimmend
heraus wie bei Psatteu, während anderseits deutliche Analogien mit den Funden der
Schweizer Pfahlbauten, Süddeutschlands und Österreichs vorliegen. Letzteres gilt auch
von den am genauesten untersuchten Urnenfriedhöfen von Völs und Hötting bei Innsbruck.
Doch unterscheiden sich diese beiden von den früher genannten insoserne charakteristisch,
als hier der Inhalt der meisten Gräber den Stilcharakter der Bronzezeit aufweist.
Dafür ist unter anderem bezeichnend das fast vollständige Fehlen von Fibeln. Das einzige
nachweisbare Stück zeigt den einfachen Bau, wie er in den eigentlichen Bronzezeitstationen,
z. B. in dem Pfahlbau von Peschiera, vorkommt. Für die Fibeln treten vicariirend die
in großer Zahl gefundenen geraden Nadeln auf, die theils als Haarnadeln, theils znm
Befestigen der Kleidung verwendet wurden. Auch verschiedene andere Geräthe haben
denselben Typus, wie Armbänder, Messer, insbesondere ein sehr charakteristisches
zweiklingiges Rasirmesser :c. Verschiedene Umstände aber — wie das gelegentliche
Vorkommen von Eisenspuren und von Bronze-Objecten mit Hallstatt-Typus, weiter die
Übereinstimmung mit den eisenzeitlichen Funden der anderen Grabfelder in Bezug auf
die Gefäßformen und die Beisetzungsweise — sprechen dafür, daß auch die Friedhöfe von
Völs und Hötting nicht so alt sind als sie scheinen. Diese Gebiete waren eben der
Beeinflussung von Seite der italischen Culturcentren mehr entrückt und lageu überhaupt
nicht unmittelbar an einer Verkehrslinie. Die Hauptstraße, welche das Etschgebiet über
den Brenner mit dem Norden verband, führte mit Umgehung des Punktes, wo später
Innsbruck erblühte, direct von Matrei über die Mittelgebirgsterrasse nach den Salzgruben
von Hall und weiter hinaus in das nördliche Alpenvorland. So kam es, daß diese
verkehrsarmen Punkte sich noch auf brouzealterlicher Entwicklungsstufe gehalten haben
zn einer Zeit, als im Süden des Landes und unter günstigeren Verkehrsverhältnissen der
Formenkreis der neuen Cultur längst Eingang gefunden hatte. Freilich machte man auch
hier im Süden noch lange von dem Eisen nur sparsamen Gebrauch.
back to the
book Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Volume 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch