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hatte, der Hintergrund des Zillerthals, das obere Wipp-, Stubai- und Selrainthal,
ebenso wahrscheinlich die Gegend bei Landeck und das weitere Oberinnthal mit seinen
Nebenthälern bis zum Finstermünzpaß. Noch zahlreicher wohnten sie auf den Geländen
und in der Thalsohle des Eisackthals. Sehr stark besetzt waren von ihnen einzelne Seiten-
thäler des Eisack- und Nienzthals, das ganze Vintschgan und die meisten Thäler Wälsch-
tirols, namentlich auf der westlichen Etschseite.
Zwischen den einwandernden Germanen und der älteren Bevölkerung mögen, etwa
das östliche Oberinnthal ausgenommen, wo die Romanen größtentheils vernichtet wurden,
nirgends heftigere Kämpfe sich entsponnen haben, aber mit den Wenden im Pusterthal
führten die aus dem Eisackthal und über die nördlichen Gebirgspässe vordringenden
Bajnvaren blutige Kriege und verdrängten sie aus dem westlichen Pusterthal wohl ganz,
aus dem Jselgebiete znm größeren Theile.
Die Art der Ausiedlung der neuen Einwanderer vollzog sich da, wo sie keine oder
nur geringe Reste älterer Bevölkerung trafen, in der bei ihnen üblichen Weise; wo aber die
Romanen noch in größererZahl sich fanden oderromanischeAnsiedlnngen vorhandenwaren,
übten sie darauf vielfach bestimmenden Einfluß. Ju jenem Falle bauten sie auf sonnigen
Höhen oder in günstigen Thalflächen Einzelgehöfte oder gründeten offene Dörfer mit zerstreut
umherliegenden, durch Gärten, Wiesen, Höfe und Wege getrennten Häusern. Ju diesem
Falle ließen sie sich in den romanischen Ortschaften mitten unter den Romanen nieder und
bezogen entweder leerstehende ältere Gebäude oder bauten neben und an denselben sich neue.
Doch nicht blos die Art der Ansiedlnng der Einwanderer, sondern auch ihre
politischen und religiösen Verhältnisse wurden vom Anfang an und noch mehr in der
Folge durch die Anwesenheit der Romanen beeinflußt. Die Romanen hatten eine wohl-
geordnete politische und kirchliche Organisation, und beide werden sicherlich, wenn auch
nicht ohne Schädigung die Völkerwanderung überdauert haben. So bestanden am Ende
des VI. Jahrhunderts schon die jetzt noch vorhandenen zwei Bisthümer Säben-Brixen
und Trient, die sich wohl mit Recht eines viel höheren Alters rühmen, und ohne Zweifel
hatten sie nicht allein selbst genau bestimmte Grenzen, sondern zerfielen auch in eine Reihe
kleinerer Bezirke von bestimmtem Umfange. Von dieser kirchlichen Gliederung blieb schon
die oberste der politischen Gliederungen der Germanen, die in Gaue, nicht unberührt;
denn es ist doch kaum bloßer Zufall, daß die Gaugrenzen theilweise mit den Grenzen der
Bisthümer oder Archidiaeonate zusammenfallen. Noch weit mehr trifft dies zu bei den
Unterabteilungen der Gaue, den Grafschaften und Ceuten (Hundertschaften), von denen
jene sich durchweg mit den Archidiaconaten, diese sich häufig mit Pfarreieu decken. Die
Pfarreien stimmen auch öfters mit den Marken überein. Ganz aber auf romanischen
Einfluß scheint die weitere politische Gliederung in Gemeindebezirke und deren Theile in
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch