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dessen Ende April in vollem Rückzug nach Böhmen. Der Rückzug Erzherzog Karls hatte
auch den Erzherzog Johanns zur Folge, und so kamen Nord- und Südtirol bald in Gefahr.
Auf die Nachricht von den unglücklichen Kämpfen an der Donau eilte Chasteler mit dem
größeren Theil seiner Truppen nach Nordtirol, und da für dieses nach dem Vormarsch
der französischen Armee gegen Wien alle Gefahr geschwunden schien, trug er sich sogar
ernstlich mit dem Plane eines Ausfalls ins Baierische, um des Feindes Rücken zu
gefährden. Aber um diese Zeit nahten sich bereits zwei Divisionen des Marschalls Lesebvre
unter den Generalen Deroy und Wrede der Nordostgrenze Tirols und bedrohten, bevor
noch Chasteler für die Abgabe einiger Landwehr-Bataillone Ersatz erhalten hatte,
schon die Grenzpässe bei Kufstein und am Strubpaß. Chasteler erkannte die große Gefahr
nicht rechtzeitig und so faud General Wrede den Paß Strub nur von einigen Soldaten
und zwei Landesschützen-Compagnien vertheidigt, die trotz aller Tapferkeit der feindlichen
Übermacht weichen mußten. Durch den erstürmten Paß drang Wrede unter schrecklichen
Verheerungen bis Waidriug vor, während die Division Deroy den Angriff auf Kufstein
unternahm. Nun eilte wohl Chasteler mit der in Innsbruck stehenden Reserve dem
bedrängten General Fenner zu Hilfe. Allein er erlag in der ungünstigen Stellung bei
Wörgl am 13. April um so vollständiger einem neuen Angriff der feindlichen Übermacht,
als ihn nun die Landesvertheidiger vielfach im Stich ließen.
Nach dem Unglück bei Wörgl eilte Chasteler in fluchtartigem Rückzug nach
Innsbruck und beschloß sich auf die Vertheidigung der festen Stellung am Brenner zu
beschränken. Die Tiroler aber sammelten sich in großer Anzahl bei Volders und drangen,
von mehreren Compagnien Militär unterstützt, bis über Schwaz vor. Allein General
Wrede trieb sie nach Schwaz zurück, eroberte auch den Markt nach hartnäckigem Kampfe
und ließ ihn von seinen Leuten anzünden. Seine grausame Strenge schreckte jedoch die
Tiroler nicht und immer neue Scharen eilten nach Volders. So hatte sich hier in wenigen
Tagen eine imposante Macht gesammelt, um dem Feinde weiteres Vordringen zu wehren.
Doch fehlte den vielen Köpfen der Führer, da General von Bnol am 17. Mai zum großen
Ärger der Landesvertheidiger aus ihrer Mitte verschwunden war und sich nach Steinach
zurückgezogen hatte. Nun gewann die Friedensstimmung die Oberhand, man ließ sich in
Unterhandlungen mit dem Feinde ein und es kam die sogenannte Jnnsbrncker Capitulatiou
zustande. Die Landesvertheidiger zogen ruhig ab, die Feinde hingegen besetzten die
Landeshauptstadt. Damit glaubte Lefebvre Tirol wieder unterworfen zu haben und
verließ mit Wredes Division das Land, dessen Festhaltung Deroys Division allein, circa
7.000 Mann, übernahm.
Auch Chasteler trat durchs Pusterthal den Rückzug aus Tirol an. Aber viele
Tiroler, an ihrer Spitze Andreas Hofer, dachten noch nicht an Unterwerfung. Da der
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch