Page - 200 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Volume 13
Image of the Page - 200 -
Text of the Page - 200 -
200
grenze bald in große Gefahr und hatte selbst deren zeitweise Besetzung durch Jusurgeuten-
scharen zur Folge. Denn am 9. April rückten Allemandis Freischaren (5.000 Mann) in
drei Colonnen an die Landesgrenzen und drangen durch das Sulz- und Nonsthal bis
Cles und durch Jndicarien bis Vezzano vor, um die aufrührerisch gesinnten Elemente
Wälschtirols zu unterstützen und mit ihrer Hilfe Südtirol zu gewinnen. Indeß hatte aber
die Ende März errichtete Landesschützendeputation schon einen Aufruf an die Landes-
schützen erlassen und die Bildung von Compagnien begonnen; wiederholte Aufrufe des
nach Tirol geeilten Erzherzogs Johann und dessen persönliche Rücksprachen auf seiner Reise
durch die Hauptthäler, sowie die Übernahme des Landesvertheidignngscommandos durch
den allbeliebten General Roßbach entfachten den Eifer noch mehr, und in der zweiten
Hälfte des April erhoben sich schon zahlreiche Compagnien in allen Landestheilen, zunächst
im Viutschgau und Etschland, bald auch in den ferneren Landstrichen und halfen dem
kleinen Truppencorps unter Feldmarschall-Lieutenant Melden den ins Land gedrungenen
Feind wieder hinauswerfen. Ende April und Anfangs Mai standen bereits über 50 Com-
pagnien an des Landes Grenzen und nahmen rühmlichen Antheil an den Gefechten von
Lodrone, Primolano, San Vito und anderen. So haben die Tiroler Landesvertheidiger
die rühmlichen Dankesworte ihres Obercommandanten wohl verdient: „Ihr habt dabei
Ehre, Ruhm, die Bewunderung der Welt und die Achtung des großen Feldmarschalls
erworben."
Tirols Volk erschien in diesem Jahre aber auch noch in anderer Weise als ein
Muster der Treue und Hingebung an seinen Monarchen. Denn in seiner eigenen Residenz
beunruhigt, suchte der Kaiser Sicherheit in seinen Bergen, und der unbeschreibliche
Enthusiasmus, mit dem Innsbrucks Bevölkerung ihn an dem denkwürdigen Mai-
abend zu Mühlau empfing, lieferte ihm den glänzendsten Beweis von der Berechtigung
seines Vertrauens. Damit war Innsbruck bis zu des Monarchen Rückkehr nach Wien am
8. August thatsächlich Residenz des Reiches geworden und erlebte ein noch nie genossenes
Schauspiel. Ein immer zahlreicher werdender Hofstaat, viele fremde Würdenträger und
Gesandte bewegten sich in seinen Mauern und nicht selten erschienen Deputationen der
kaisertreuen Völker, die wetteifernd Ansprachen voll Anerkennung und Lob an die biederen
Tiroler richteten. Die Innsbrucks? Nationalgarde bildete die Ehrenwache an der Burg
des Kaisers und die fast ununterbrochen durchziehenden Schützencompagnien erfreuten sich
dessen ermunternden Beifalls. Es waren bewegte Tage, wie sie Tirols Hauptstadt noch
nie erlebt hatte!
Bald jedoch trat eine ruhigere Stimmung ein. Nur die Vorgänge in Frankfurt
und Wien, die Wahl der dahin zu entsendenden Depntirten und deren Reden, sowie
die Verhandlungen des neuerdings versammelten Landtags und einzelne eingreifende
back to the
book Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Volume 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch