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spenstigkeit der Bevölkerung bewog sie bald ohne bedeutenden Erfolg zum Auseinander-
gehen. Gaugraf über diese Gegeudeu war damals ein in Überlingen hausender Knnzo,
vielleicht ein Vorfahr der späteren Grafen von Bregenz. In kirchlicher Beziehung unter-
standen sie dem Bischof Gandentins von Constanz. Die endliche Chris t ianis i rnng
gelang durch die Wirksamkeit der Bischöfe von Constanz und Cur, durch das Beispiel der
christlich gebliebenen romanischen Bevölkerung, durch die strengen Verordnungen der
fränkischen Herrscher, die in Vorarlberg viele Krongüter besaßen, vor Allem aber durch
die Thätigkeit von der Zelle aus, in welche sich der Missionär Gallus zurückgezogen
hatte und die bald zum weltberühmten Kloster St. Gallen sich entwickelte. Bis zur
Zeit Kar l des Großen, von welcher an ziemlich zahlreiche Urkunden Helles Licht über
das Land verbreiten und eiu reiches Leben in demselben bekunden, war das Bekehrungs-
werk, soweit ersichtlich, vollbracht. Überall von Bregenz bis Blndenz treffen wir Kirchen
und Seelsorger, reichlich Vergabungen empfangend; ebensoweit erstreckten sich die
Besitzungen des Klosters St. Gallen; dennoch weitergehenden Einfluß desselben bekundet
St. Gallenkirch im inneren Montavon. Zweifellos war letzteres Thal sowie der Bregenzer-
wald damals Königsgut; noch zu Ausaug des XIV. Jahrhunderts erscheinen beide theils
als Reichslehen, theils als Reichspfandschaft.
Die meisten Orte des Rhein- und Jllthals treten uns schon in der Karolingerzeit
entgegen — überall eine zahlreiche Bevölkerung, Ackerbau, Viehzucht, Wiesen-, Garten-,
Wein- und Obstbau, sowie Alpenwirthschaft und Fischzucht betreibend. Im Jahre 803
wird Gras- und Käsenutzen von den Alpen zwischen Suuiu und Cavin, das heißt Süns
und Gävis im Gebiete des Hohen Fräschen gegen den Bregenzerwald zu, verkauft. Auch
der Bergbau auf Eisen zwischen Klosterthal und Montavon, von dem wir bestimmt um
die Mitte des X. Jahrhunderts hören, scheint schon damals betrieben worden zu sein, da
Eisen neben Gold und Silber den Hauptverkehrswerth im Lande bildete. Die Bevölkernng
schied sich national in Romanen und Alamannen mit je eigenem Rechte, ständisch' in
Vornehme, Freie, Zinsbauern, Hörige und Sclaven. Das Land zerfiel etwa seit Beginn
der Frankenherrschast in zwei Theile, einen kleineren nördlichen, wegen der neuen
Bevölkerung zum Herzogthum Alamauuien und zum Bisthum Coustauz geschlagenen,
und in einen größeren südlichen Theil mit meist romanischen Bewohnern. Letzterer war
wieder ein Stück von dem nunmehr eingeschränkten Rhätien, auch Currhä t ieu geuauut,
zugleich die Diöeese Cur bildend und seit circa 600 in geistlicher und weltlicher Hinsicht
dem Dynastengeschlecht der „Victoriden" unterstehend.
Seit der Herrschaft der Karolinger verschwindet die herzogliche Gewalt in Ala-
mannien und bald auch die fürstliche in Rhätien. An ihre Stelle trat die Gaueintheilung
und die Grafengewalt. Fortan zerfiel das heutige Vorarlberg wesentlich in drei Theile.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch