Page - 224 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Volume 13
Image of the Page - 224 -
Text of the Page - 224 -
224
So trug der Vorarlberger auch sein Scherflein bei, die Monarchie der Kaiserin Maria
Theresia zu erhalten.
In der Theresianisch-Josefinischen Zeit (1740 bis 1790) suchte man die
Kräfte des Staates zusammenzufassen und dem entgegenstehende alte Einrichtungen, die
sich auch vielfach überlebt hatten, zu beseitigen. Diese Einigungsbestrebungen erhielten in
unserem Lande einmal dadurch eine Förderung, daß demselben im Jahre 1765 die
Reichsgrafschaft Hohenems, deren Herren 1759 ausgestorben waren, einverleibt
wurde. Ferner vereinigte man „die vorarlbergischen Herrschaften" fortan zu einem Ganzen,
einer Landvogtei „vorm Arlberg", auch Oberamt oder Kreis genannt, unter einem
Kreishauptmann zu Bregenz, und überwies sie statt der tirolischen der vorderöster-
reichischen Regierung zu Freiburg. Kaiser Josef II., welcher zur Abrundnng des Staates
die Vorlande gegen Tausch preisgeben, Vorarlberg aber unter allen Umständen festhalten
wollte, stellte dieses wieder zu Tirol und begann zur festeren Verbindung mit letzterem
den Bau einer Heerstraße über den Arlberg. Die Freiheiten und Privilegien der 24 Stände
des Landes wurden schon seit Maria Theresia theilweise oder ganz beseitigt. Dies empfand
besonders Feldkirch sehr bitter, wo es deswegen 1768 zu Unruhen kam, die der Stadt aber
nnr noch mehr schadeten. Weitere Beunruhigung erzeugte die Errichtung der eben so
nützlichen als nothwendigen staatlichen Volksschulen seit 1774, namentlich aber die
sich überstürzende Umgestaltung vieles Alten, selbst auf kirchlichem Gebiete. Als „neue
Lehre" kam dieses System beim Volke in Verruf. Daß Kaiser Josef II. in Vorarlberg die
Reste der Leibeigenschaft aufhob, was immerhin einigen tausend Menschen zu Gute kam;
daß er an Stelle von vier aufgelösten kleinen Klöstern sechs neue Seelsorgen gründete und
weitere vorbereitete, daß er aus dem Lande, welches zu drei Diöeesen (Cur, Coustanz,
Augsburg) gehörte, eine selbständige Diöcese mit dem Sitze des Bischofs in Bregenz
machen wollte und endlich bei allen seinen Veränderungen nur das Wohl des Staates
und seiner Unterthanen im Auge hatte — das erkannten die wenigsten an. Und so stand
Österreich am Rande einer Revolution, weil sein Monarch Alles für seine Völker thun
wollte; in Frankreich hingegen erhob sich gleichzeitig eine solche, weil dort nichts für das Volk
geschah. Letztere Umwälzung erschütterte den österreichischen Staat bis in seine Grundfesten.
Es brachen die Revolntions- oder Eoalitionskriege aus. Am Schluß des
ersten derselben näherten sich die Franzosen anfangs August 1796 wiederum Bregenz.
Alle Vorkehrungen zu erfolgreicher Vertheidigung waren getroffen und so wurden die
Feinde am 8. August an der Leiblach zurückgeworfen. Trotzdem gab man Bregenz in
der folgenden Nacht auf, Militär und Beamte zogen sich gegen Tirol zurück. Das Volk
hielt sich für verrathen und seiner Wuth fielen am 10. August zu Bludenz Kreishaupt-
mann Jndermaner, Oberamtmann Franzini und Bürgermeister Weber von Bregenz in
back to the
book Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Volume 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch