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welche wenigstens für bestimmte größere Gebiete des Landes der Art nach als gleich-
mäßige bezeichnet werden können. Es dürfte kaum zu bestreiten sein, daß die Summe
dieser äußeren Einwirkungen, als welche namentlich das Klima, die Nahruug und die
ganze durch die Gebirgslandschaft, sowie durch die socialen Verhältnisse bedingte Lebens-
führung hervorzuheben sind, eine namhafte Veränderung gewisser körperlicher Eigen-
schaften der Bewohner, und zwar soweit sie gleichartige waren, nach gleicher Richtung
hin begünstigt, ja geradezu hervorgerufen hat. Abkömmlinge verschiedener Stämme
haben sich so hinsichtlich gewisser körperlicher Eigenschaften in einheitlichem Sinne ver-
ändert und im Laufe der Zeit eine Reihe gemeinsamer Eigenschaften des Körpers erworben.
Stämme oder Familien, deren Mitglieder und Nachkommen die zur Beherrschung der
gegebenen äußeren Einflüsse unumgänglich nöthige Körperbeschasfenheit von vorneherein
nicht oder nur in geringem Maße besessen haben und auch nicht befähigt waren, dieselben
sich voll anzueignen, mögen allmälig verschwunden sein, während andere in dieser Hinsicht
besonders begünstigte sich mehr und mehr ausgebreitet und die Grundlage für die Haupt-
masse der gegenwärtigen Bevölkerung geliefert haben.
So wird es verständlich, daß die aus den verschiedensten Elementen zusammen-
gewürfelte Bewohnerschaft des Landes in bestimmten Gebieten desselben zu einer nicht
zu verkennenden Übereinstimmung der körperlichen, sowie der geistigen Eigenschaften
gelangt ist, unbeschadet der Erhaltung mannigfacher Stammeseigenthümlichkeiten. Daß
sich diese Gebiete zum Theil nicht scharf gegen einander und gegen die angrenzenden Theile
der Nachbarländer abheben, daß sich stellenweise ein unmerklicher Übergang des einen
in das andere vorfindet, und daß selbst im Innern der einzelnen Gebiete da und dort
fremdartige Einsprengungen vorkommen, ist aus mancherlei Gründen leicht erklärlich; im
Großen und Ganzen aber scheinen dieselben der sprachlichen und politischen Gliederung
des Landes, Wälschtirol, Deutschtirol und Vorarlberg, zu entsprechen.
Der Körperbau der Tiroler ist im Allgemeinen ein derber und kräftiger, seien sie
schlank und hager von Statur, wie der Mehrzahl nach im Oberinnthal und im östlichen
Pusterthal, in Wälschtirol und in Vorarlberg, oder stämmig, untersetzt und breitschultrig,
wie vorwiegend im Burggrafenamt und im Sarnthal, im westlichen Pusterthal und im
Unterinnthal. Neben dem vierschrötigen, knietief und gemessen einherschreitenden Hochthal-
bewohner, neben dem schwerfälligen und ungelenken Bergbauer kann man allenthalben
junge Burschen und Mädchen sehen, welche nach Ebenmaß und ausgeglichener Form des
Leibes, nach Haltung und Bewegung an die mustergiltigeu Typen des classischen Alter-
thums mahnen. Die Leichtigkeit und Elastizität ihres Ganges, ihre Regsamkeit und
Gewandtheit bei jeglicher Arbeit erfreut das Auge des Beobachters. Allerdings halten
Anmuth und Frische der Jugend gewöhnlich nicht allzulauge vor. Denn vorzeitig beginnt
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch