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bezirk Cembra endlich fällt die Zahl der Großen bis auf 12 Procent, während die der
Kleinen 25 5 Procent beträgt.
Vorarlberg besitzt dnrchwegs einen mittleren Menschenschlag mit 32 bis 37 Pro-
cent Großen und 10 bis 13 Procent Kleinen. Nur im Bezirk Bludenz fällt die Zahl
der Großen auf 28 Procent und in Montavon die Zahl der Kleinen auf 7'8 Pro-
cent herab.
Hinsichtlich der Kopfform der tirolischen Bevölkerung haben die bis nun vor-
liegenden Untersuchungen zu dem Ergebniß geführt, daß, ähnlich wie bei den Nachbar-
völkern, in allen Theilen des Landes verschiedene Schädeltypen vermengt vorkommen, und
zwar dieselben Typen, welche über ganz Mitteleuropa verbreitet sind. Was aber die
proccntnale Vertheilung derselben betrifft, zeigt sich allerdings in Tirol und in den
einzelnen Gebieten des Landes manches Bemerkenswerthe.^
In Deutschtirol ist im Allgemeinen der Kurzbau des Schädels (Brachykephalie) in
seinen verschiedenen Abstufungen weitaus am meisten verbreitet, und zwar in Verbindung
mit einem verhältnißmäßig langen nnd schmalen Gesicht. Zum mindesten vier Fünftheile
aller Tiroler Schädel fallen in diese Kategorie. Das Eisackthal, das Lechthal, das Ulten-
thal, Passeier und Nonsthal weisen ein noch höheres Procentverhältniß dieser Schädel-
forin auf; ja in manchen Gegenden, wie im westlichen Pusterthal, im Ennebergischen und
im Grödenthal scheinen langgebaute (dolichoide) Schädel nur als vereinzelte Ausnahmen
vorzukommen.
Von höchstem Interesse und geradezu bezeichnend für die deutschtirolische Bevölke-
rung ist die verhältnißmäßige Häufigkeit eines hohen Grades von Kurzbau des Hirn-
schädels — der Hyperbrachykephalie. Es sind dies Schädel von rundlicher oder kurz-ovaler
Form, beträchtlicher oder mindestens mittlerer Höhe, mit breitem, stark abgeflachtem und
steil abfallendem Hinterhaupt. Wenn man die Länge des Hirnschädels gleich 100 setzt, so
beträgt die relative Breite eines solchen Kopfes (sein Längen-Breiten-Jndex) 85 oder
mehr. Der flache Scheitel verjüngt sich nach vorne zu einer mäßig breiten Stirne; der
Übergang des Scheitels in das Hinterhaupt wird durch eine annähernd rechtwinklige
Abbiegnng der Scheitelbeine unmittelbar hinter den Scheitelhöckern bewirkt, so daß sich
etwa das Hintere Drittheil beider Scheitelbeine in eine Ebene mit der Schuppe des Hinter-
hauptbeines einstellt. Der hinter der Ohrgegend ausladende Antheil des Schädels ist
demgemäß ganz auffallend kurz.
Diese Schädelform wird mit Vorliebe — ob mit Recht möge dahingestellt bleiben
— als die der alten Rhätier angesehen; sie ist in allen Theilen Tirols verbreitet,
' Den diesbezüglichen Ausführungen sind nebst eigenen Erfahrungen wesentlich die Mittheilungen von Professor
M. Hol l und von Dr. Fr. T a p p e i n e r zu Grunde gelegt.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch