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welche sich in dieser Hinsicht vor Allem rühmen können, sind die von Rovereto und die
vom Nonsberg.
Der erste, der sich im Roveretaner Dialect versuchte, war Giuseppe Feliee
Givauni von Rovereto, den Giuseppe Valeriano Vannetti in seiner im Jahre 1761
herausgegebenen „I^exione sopra, il ckialettv roveretano" Meister uud Vater der
einheimische« Volkssprache nennt. Von ihm haben wir mehrere Dichtungen, meistens
humoristische Erzählungen in achtzeiligen Strophen, als Rsmit cke 8an Liasi" („Der
Einsiedler von San Biagio bei Rovereto"), äcmna ka I'oin" („Das Weib macht den
Mann"), IsFat ckei disi" („Das Vermächtniß der Erbsen"), nvva cks nur a
cena" („Neue Art zu einem Abendessen zu kommen") und andere Novellen, welche in
aumuthiger Weise geschrieben und mit scharfsinnigen Witzen und feinen Scherzen gewürzt
sind. Noch größere Verdienste als Dichter im Roveretaner Dialect erwarb sich Giacomo
Antonio Tnrrat i , Pfarrer in dem bei Rovereto gelegenen Dörfchen Lizzanella
(geboren 1755), der allgemein als der wahre Vervollkommner der Roveretanerdichtung
augeseheu wird und der sie auch vou den anfänglichen Fehlern im Reime befreite. Er
schrieb zwei ergötzliche Satiren, welche im Jahre 1828 in Venedig gedruckt worden
sind. Die eine hat die Uberschrift „Ll monckc» en rnusekeru" („Die maskirte Welt"),
womit der Dichter in scherzhafter Weise dem Leser die Lehre gibt, sich nicht von dem Schein
täuschen zu lassen, weil die Menschen sehr oft ganz anders sind, als sie der Kleidung nach
aussehen. Die andere, welche dem Hauptgedanken nach der ersten ganz entspricht, führt den
Titel: „LI inoncko ckal cul en sü" das heißt: „Die verkehrte Welt." In dieser bedauert
der Verfasser als Lobredner der „guten alten Zeit", daß die Welt ganz geändert uud
verkehrt, die Ordnung der Natur und der Jahreszeiten, wie auch die gesellschaftliche und
sittliche Ordnung gestört sei, daß die Sprache, die Tracht, das Essen n. s. w. ganz anders
uud schlechter als ehemals sei.
Ein Schüler und Freund Tnrratis ist Giambattista Azzoliui (geb. 1777),
vou welchem erzählt wird, er habe kaum einen Tag vorübergehen lassen, ohne irgend ein
Sonett oder ein Gedicht in der Mundart von Rovereto zu schreiben. Er hinterließ auch
ein handschriftliches Wörterbuch des Trieuter uud Roveretauer Dialectes, vou dem später
ein Auszug vou Giovanni Bertanza herausgegeben wurde uuter dem Titel: .Voeadvlariv
vernacolo-italiano pei ckistretti kioveretano e Irentino, opera pvstuma clel prok.
Kiamdattista prete kloveretano«. Ein wackerer Dichter in dieser Mundart,
welcher leicht und fließend schrieb uud in verschiedenen Versmaßen dichtete, uud dem
zugleich das Verdienst zukommt, die Schreibart nach festen Gesetzen geregelt zu habe», ist
Domenico Zanolli, ein Geistlicher von Rovereto (geb. 1810). Er veröffentlichte im
„Llorilexio seientilico-storico-letterario ckel 1'ii'vlo Italisno« mehrere Novellen von
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch