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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Volume 13
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371 und bei den Abendunterhaltungen zu Hause (Heimgarten), im Felde und auf dem Berge gesungen, sondern immer auch in den Tanz eingemengt. Volksfeste, Hochzeiten und Kirch- tage werden im Zillerthal am lautesten und lebendigsten gefeiert. Es werden vom Volke Almenlieder, Jäger-, Schützen- und Kriegslieder gesungen. Rasch entsteht und verschwindet das leichtgeflügelte Volk der Schuaderhüpfeln. Diese Reime mit Musikbegleitung werden meist improvisirt und sind das getreue Spiegelbild des Empsindungs- und Gedankenlebens ihrer Sänger. Sie heißen auch Schnaderhaggen, Possen-, Trutz- und Spitzliedlu, Haarbrecher-G'sangln. Diesen Schnaderhüpseln folgt gewöhnlich ein Jodler, eine aufjauchzende Gesangweise, die durch schnellen Übergang aus dem Brustton ins Falset hervorgebracht wird. Meistens bildet der Jodler auch den Schluß der Almenlieder, häufig ist er aber ein bloßes Moduliren mit der Stimme ohne Text. Alte Volksgesänge bietet der Tag der heiligen drei Könige. In der Zeit vom Weihnachtsabend bis zum heiligen Dreikönigsfest hört man nicht blos in den Kirchen, sondern anch auf den Straßen Weihnachtslieder erklingen, und im Oberinnthal und auch iu anderen Gegenden Deutschtirols hat sich auch noch die Sitte des „Sternsingens" erhalten. Weihnachtslieder und das Sternsingen kommen auch in Wälschtirol vor. Ein Volkslied aber, wie es im deutschen Tirol blüht, findet sich in den Thälern des italienischen Landestheiles nicht, während die Freude an italienischer Kunstmusik eine sehr lebhafte ist und es sich so erklärt, wenn man am Tage des Vigiliusfestes fast immer Landvolk bei der Oper in Trient erblickt. An Musikinstrumenten, die das Volk benützt, sind zu nennen: die Schwegelpfeife, die Clarinette, die kleine Geige, die Baßgeige, die Trompete, die Hand- und Mundharmonika (erstere das Lieblingsinstrument des Wälschtirolers, letztere in der Sprache des Älplers „Fotzhobel" genannt), die Maultrommel, im Ziller- thal vor Allem das Holz- und Strohinstrument, vereinzelt im Unterinnthal die Harfe, aber überall im Gebirge, auch in einsamer Almhütte, die Zither. Sangesfreudige Zillerthaler waren es vorzugsweise, welche als Natursänger das tirolische Volkslied in die größten Städte Europas trugen und Beifall und reichlichen Lohn ernteten. Unter diesen ist in erster Reihe Ludwig Rainer (geboren 18. Juli 1821) als Haupt der berühmten Zillerthaler Sängerfamilie, die ganz Europa und einen Theil Amerikas durchwanderte, zu ueunen. Es läßt sich nicht leugnen, daß eine Menge von Natnrsängern, lediglich auf Gelderwerb ausziehend, die Reinheit des Volksliedes nicht mehr wahrte. Um so erfreulicher ist die Thatsache, daß in unseren Tagen ein Tiroler, Dagobert Natter, ein Verwandter des bekannten Bildhauers Natter, mit seinem Nationalquartett „Vogelweider" das tirolische Volkslied nach außen wieder zu Ehren bringt. Ein Unterinnthaler, der Hofopernsänger Josef Bletzacher in Hannover, hat 24*
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Tirol und Vorarlberg, Volume 13
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Tirol und Vorarlberg
Volume
13
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1893
Language
German
License
PD
Size
16.12 x 23.1 cm
Pages
624
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
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