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Während jedoch die größer angelegte und in reicherer Weise durchgebildete Pfarr-
kirche zu Schwaz vollständige Strebepfeiler besitzt, sind diese an der Haller Pfarrkirche
nach innen gekehrt und nur schmale Lisseneu von dreieckigem Querschnitt gliedern die
äußeren Längsfronten. Ursprünglich zweischiffig, wurde diese Kirche um 1436 durch
Anfügung eines dritten Seitenschiffs an der Nordseite erweitert und erhielt 1490 durch
den Anbau einer zweigefchoßigen Vorhalle aus grauem Marmor, welche zugleich das
Mausoleum der Edlen von Füger bildet, einen besonderen Schmuck in spätgothischer
Architektur. Die unsymmetrische Stellung des Presbyterinms an diesem Bauwerk ist durch
die spätere Anlage des dritten Seitenschiffs bedingt worden, nnd leider gingen auch der
alte Thurmhelm, sowie ein Theil der gothischen Schiffgewölbe, welche nachher ihres
Rippennetzes gänzlich beraubt wurden, durch das Erdbeben im Jahre 1670 zu Grunde.
Auch die dreischiffigen gothischen Kirchen zu Seefeld und Landeck verdienen noch
besondere Erwähnung. Erstere, muthmaßlich von Herzog Friedrich IV. erbaut, zeichnet
sich durch ihre schöne, von Strebepfeilern mit Nischen und prächtigem Portal gegliederte
Fa^ade aus; letztere, am Ende des XV. Jahrhunderts durch den Ritter Oswald von
Schrofenstein gegründet, gleichfalls durch schöne Einzelnformen spätgothischen Stils.
Im südlichen Landestheil sind von Baudenkmalen dieser Art die Kirchen in Sterzing,
Bozen und Meran besonders bemerkenswerth. In Sterzing wirkte um die Mitte des
XV. Jahrhunderts Meister Hans Sewr, Steinmetz und Bürger dieser Stadt, dessen
vollendete Kunstweise sich in dem älteren Presbyterium der erst um 1524 ausgebauten
Pfarrkirche zu Sterzing und nicht minder in dem freistehenden 80 Meter hohen Glocken-
thurm zu Tramin, wohl dem südlichst gelegenen Wahrzeichen deutsch-mittelalterlicher
Baukunst in Tirol, offenbart.
Die am Beginn des XV. Jahrhunderts muthmaßlich mit theilweiser Benützung eines
ehedem dort bestandenen romanischen Kirchenbaues hergestellte Pfarrkirche in Bozen
ist ein dreischiffiger Hallenbau von äußerst mouumeutaler Wirkung des Juneuraums.
Die Fanden des Langhauses mit dem Sacristei-Ausbau sind stilistisch wenig einheitlich;
dagegen gehören das Presbyterium und der um 1519 von Hans Lutz aus Schussenried in
Schwaben vollendete Thurm an der Nordseite, letzterer besonders durch seinen reich-
gestalteten durchbrochenen Steinhelm, zu den schönsten Werken spätgothischer Banknnst in
Tirol. Monumental ausgeführte Thürme aus dieser Kunstepoche sind auch jene an den
Pfarrkirchen zu Meran, Lana, St. Pauls uud Kältern, wie der vorerwähnte Thurm zu
Tramm. Die Thürme der gothischeu Dorfkirchen Nordtirols entbehren im Gegensatz zu
denjenigen in Südtirol des gemauerten Helms; doch ist ihr schlanker achtseitiger Holz-
helm, der sich über deu Giebelabschlüssen des schlichten gemauerten Thurmkörpers von
quadratischem Querschnitt erhebt, kühn aufstrebend, von schönen Verhältnissen zum ganzen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch