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Nur in Lech, Thüringen (St. Anna) und an der St. Michaelskapelle in Rankweil (1533)
ist ein Hauptportal im Spitzbogen mit gothischer Profilirnng zu finden, in Damüls,
Victorsberg, Röthis und Tschaggnns sind abgetreppte Strebepfeiler am Chore stehen
geblieben. Manche Presbyterien haben ihre Maßwerkfenster, ihr Netzgewölbe sammt
Wanddiensten beibehalten, die durchwegs in einfachen Consolen endigen; namentlich in
denen zu Damüls, Sonntag, Ludesch (St. Martin), Christberg, Götzis (1540, Consolen
als Menschen- und Thierköpfe behandelt), St. Arbogast, Röthis und anderen Orten ist
der gothische Charakter unversehrt gewahrt geblieben.
Vielfach der Zerstörung entgangen sind auch die Sacrameutshäuschen; zn den
ältesten zählt das zinnengekrönte, auf einem Fuß stehende, ans dem Dreieck construirte in
Lech (um 1400), ein streng stilisirtes Werk, sowie das mit Säulchen, Maßwerk uud
Blendungen reich und geschmackvoll verzierte zu Sattaius (1406); Zierden der Gothik
dürfen auch die thurmartigen, bis in die Zwickel der Gewölberippen reichenden, mit Fialen
decorirten Sacramentshäuscheu zu Röthis (1481), Damüls (1487) uud Laterus (1509)
genannt werden. Dieser Zeit entstammt auch das mit den Symbolen der Evangelisten
geschmückte und Polychromirnng aufweisende in Ludesch (St. Martin). Ein merkwürdiges
Taufbecken mit den Evangelistenzeichen, in hocherhabener Arbeit decorirt, das die Jahres-
zahl 1495 trägt, steht im Chor der Kirche in Mittelberg. Durch tüchtige Technik und
Komposition zeichnet sich eine Grabplatte der Ehegatten Kalkreit (1523) in Höchst aus,
Grabsteine geringeren Werthes besitzen Schlins (Ulrich von Villenbach f 1477), Hohenems
(Markus Sitticns f 1533) und Schrnns (Waldner von Frnndstein circa 1530).
Als auffallende Erscheinung tritt die Häufigkeit hölzerner Decken hervor, die ander-
wärts bis ins XIII. Jahrhundert allgemein verbreitet, hier sogar noch im XVII. Jahr-
hundert Verwendung finden. Als älteste Holzdecke von deutlich gothischem Ursprung,
nämlich durch Steilbretter in die Höhe geführt, mit gothischem Maßwerk reich verziert und
ausgiebig bemalt, ist die auf Christberg zu nennen (1507), deßgleichen die Holzdecken in
Thüringen (St. Anna) und der Friedhofskapelle in Feldkirch (letztere von 1555). Ihnen
folgten die flachen Holzdecken mit Caffetten oder auch nur einfachen Rahmen, in denen die
Namen wohlthätiger Stifter sammt Hauszeichen und Jahreszahl angebracht wurden;
solche finden sich in Roens (1493), Ludesch (St. Martin 1620), Poeschling (1686),
Damüls (1693) und andere mehr.
Die monumentale Malerei, welche nicht zurückblieb, Kapellen und Kirchen, sowohl
innen als außen mit Bildwerk zu schmücken, hinterließ achtungswerthe Reste. Frühester
Zeit gehört die geharnischte knieende Figur des Grafen Wilhelm von Montfort ans dem
Jahre 1362 nebst noch älteren Fresken in der St. Martinskirche in Bregenz an (heilige
Kümmernuß mit dem Geiger, heiliger Martiuus zu Pferd und andere); ums Jahr 1400
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch