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mit halbrunden Schmalseiten begrenzten Berchfrieds öffnen sich große, oben flachbogige
Öffnungen für schwere Geschütze; im Erdgeschoß ist die Kapelle untergebracht. Um die
Hülste des Thurmes läuft ein schmaler Zwinger, an dessen breitester Stelle die Cisterne
liegt, deren Dach erst nach 1853 verschwand. Der Palas rückt so nahe an den Thurm,
daß nur Raum zur Stiege bleibt; auch er ist durch einen Rundthurm vertheidigungsfähig
gemacht. Das mittlere Stockwerk wurde zu Wohn- und Schlafräumen benützt, es erhielten
sich darin schöne Thürstürze in Eselsrückenform mit originellen Schnitzereien, außerdem
Wand- und Deckengetäfel.
Schloß Feldkirch, bekannt unter dem Namen „Schattenburg", erhielt sein heutiges
Aussehen unter Kaiser Maximilian durch den Vogt Hans von Königseck, dessen Wappen
am äußeren runden Thurm der Burg sichtbar ist; an die Zeit seines Entstehens im
Jahre 1200 unter Hugo I. Graf von Montfort erinnert nur mehr der Kern der Anlage,
der massige Berchfried, der allen Collegen an Höhe und Stärke überlegen ist. An der
städtischen Befestigung kommt dasselbe Gemisch älteren und neueren Vertheidigungs-
systems zum Vorschein: ein gewisser Knopfler leitete sie 1345 mit großer Umsicht, es sind
also wohl die meisten Thore und Thürme, die es besaß, z. B. das noch vorhandene
Wasserthor und der Thurm geuauut „Pfauenschwanz", beide an der Jll, zu jener Zeit
entstanden. Zu einer durchgreifenden Anpassung an die moderne Kriegskunst kam es im
Jahre 1491, als das Verhältniß zu den Eidgenossen sich immer feindseliger gestaltete; das
Churerthor erhob sich von Grund aus neu mit eiuem massiven Thurm und nach sechzehn-
jähriger Bauzeit war endlich auch der mächtige Rundbau, der „Kazzeuthurm", fertig
geworden, beide mit Zinnenbekränzung uud zur Armiruug mit schwerem Geschütz ein-
gerichtet.
Hatte der verheerende Appenzeller- und Schwabenkrieg der alten Ritterschaft des
Landes sammt ihren Burgen den Untergang bereitet, so stieg dafür ein neues Geschlecht
mit wesentlich anderen Bedürfnissen empor, das in der Zwischenzeit bis zum Einbruch der
Schweden in der Anlage von Edelsitzen eine Reihe von Bauten schuf, deren solide Art sie
zum größten Theile bis auf unsere Tage erhielt. Kaiserliche Vögte, Feldhauptleute aus
dem Adel Schwabens nnd Tirols, städtische Patrizier gefielen sich in schönen Lagen ihre
Sitze zu gründen. In ihrer Bauart entlehnten sie Manches der Vergangenheit theils zu
decorativer Ausstattung, theils zur Sicherheit gegen fahrendes Volk. Das nun ver-
schwundene Schlößchen in Oberdorf zu Dorubiru hatte sich Sybilla von Riedheim im
Jahre 1502, drei Jahre nach seiner Zerstörung wieder aufgebaut, den ehemaligen Berchfried
der Embser Ritter zu einem Thurm mit vierseitigen, durch die oberen zwei Stockwerke
reichenden Erkern an den Ecken verwandelt. 1508 erhob sich aus dem zerstörten
Niedegge das Schlößchen Rieden, als dessen Erbauer Hans Schund aus Bregeuz gilt;
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch