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Erst unserer Zeit war es vorbehalten, dieser Periode der Stagnation einen Auf-
schwung der Architektur entgegenzusetzen, der auf jedem Gebiete sich Geltung verschafft.
Kloster Mehrerau ging voran in der Erbauung seiner Kirche in romanisirendem Stil, in
Frastanz erhob sich nach den Plänen des Freiherrn von Schmidt und ausgeführt von
Kröner in Feldkirch ein dreischiffiges gothisches Gotteshaus; die evangelische Gemeinde in
Bregenz erbaute auf den Fundamenten der römischen Thermen eine einschiffige Kirche,
ebensalls in streng gothischem Stil nach Entwürfen von Leins in Stuttgart. Auch in den
Stadtgemeinden erwacht das Bedürfniß nach regerem Kunstleben, aus dem der Spitalbau
Feldkirchs und der Schulhausbau in Bludenz hervorgegangen sind. An dem Bau von Villen
nehmen sie alle gleichen Antheil, häufig mit Geschmack und guter Stildurchsühruug, worin
sich besonders der kostbare Bau in französischer Spätrenaissance des Grasen Raezynski in
Bregenz auszeichnet; ferner sind zn nennen die Villa Ganahl in Feldkirch (deutsche
Renaissance), Villa Gaßner in Bludenz (deutsch gothisch), Villa Hämmerle in Dornbirn
in modern englischer Gothik u. a. Auch in stilvoller Restanrirung alter Patrizierhäuser
werden beachtenswerthe Anläufe gemacht, wie jüngst an einem Bregenzer Hause, das die
adelige Familie Denring im XVI. Jahrhundert erbaute, durch Architekt Wachter geschah.
Seiner späteren Bestimmung als Post- und Gasthof haften patriotische Erinnerungen an;
hielten doch damals alle Mitglieder des Allerhöchsten Kaiserhauses, welche die Stadt am
schwäbischen Meere mit ihrem Besuche auszeichneten,wie Erzherzog Franz Karl (1844),Erz-
herzog Karl Lndwig (1855) und Kaiser Franz Joseph I. im Jahre 1851 hier ihr Hoflager.
Malerei und Elastik in Tirol und Vorarlberg.
Zwischen Italien und das deutsche Reich eingefügt und von der beide Länder
verbindenden und ihren Verkehr vermittelnden Straße durchzogen, erfreute sich das Alpen-
land Tirol einer für die Entwicklung des Kunstlebens unstreitig günstigen geographischen
Lage, andererseits aber hatte diese in alter Zeit fast einzige Verbindung nördlicher Länder
mit Italien freilich auch die Folge, daß kriegerische Ereignisse oft das wieder zerstörten,
was friedliche Verhältnisse auf dem Boden der Kunst geschaffen hatten. Der belebende
wie zerstörende Einfluß der geographischen Lage des Landes ist daher in unserer Kunst-
geschichte ebenso unverkennbar wie jener des ewig wechselnden Geschmacks. Als das unter
allen Verhältnissen Dauernde erscheint dagegen der Sinn und die Befähigung des idealen
Anschannngen nie entfremdeten Tiroler Volkes für künstlerisches Schaffen, und kaum ein
Kronland des großen Kaiserreiches hat daher so viele Meister und Werke der Kunst aufzu-
weisen wie das kleine Land Tirol.
Wie anfangs allenthalben die Kunst sich fast ausschließlich auf religiöses Gebiet
beschränkte, so war dies auch im Lande Tirol der Fall, in welchem von jeher ein religiöser
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch