Page - 466 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Volume 13
Image of the Page - 466 -
Text of the Page - 466 -
466
Sever ins im Dom zu Trient. Das letztere Grabmal bestand ursprünglich in einem Sarg
Pon röthlichem Trientiner Marmor, von welchem der Deckel mit dem in Hochrelief aus-
geführten Bildniß Roberts, sowie die Schmalseiten uns erhalten blieben. Während der
Steinmetz Geiger noch in conventioneller Weise die geharnischte Figur auf einen Löwen
basirt und sie mit der einen Hand die Fahne, mit der anderen den Schild halten läßt,
bewegt sich Maurus mit voller künstlerischer Freiheit. Er stellt den in der Schlacht von
Calliano 1487 von den Tirolern besiegten und gefallenen Heerführer in ganzer, offenbar
porträtähnlicher Gestalt dar, in welcher wir besonders das meisterhaft modellirte und
ausgeführte Haupt des besiegten Mannes bewnndern, in dessen Gesichtszügen wir das
traurige Schicksal, welches ihn betroffen, lesen können. Der tapfere Ritter steht hier in seiner
vollen Rüstung, aber als Besiegter. Seine Linke hält zwar noch das versorgte Schwert
fest, in dessen Knopf der venetianifche Löwe gravirt ist, aber sein Haupt ist ungewaffuet,
der von ihm gehaltenen Fahne Venedigs ist der Schaft gebrochen und die Fahne sinkt mit
dem gedemüthigteu Löwen von San Marco zu Boden. Ist schon der Gesammteindruck
des Bildes ein bedeutender, so wird er noch erhöht durch die Virtuosität, mit welcher der
Künstler die einzelnen Theile behandelt hat. Namentlich sind Kopf und Hände mit dem
größten künstlerischen Verständniß und mit anatomischer Schärfe gezeichnet und modellirt.
Die Heimat des Bildhauers Maurus ist nicht festzustellen, doch ist er höchst wahr-
scheinlich ein Kind dieses Landes, in welchem der Geschlechtsname Maurus iu älterer Zeit
öfters vorkommt. Daß der Meister ein Deutscher war, beweist wohl die Arbeit selbst. Die
Behandlung der Formen, der Faltenwurf der Fahne und die Profilirnng der Umrahmung
«onstatiren die Haud eines deutschen Meisters. Ob jedoch das von ihm gemeißelte Grabmal
ganz sein Werk ist, oder ob er nicht hierzu, wie Christoph Geiger zum Grabmal des Leonhard
von Görz, die Zeichnung von der Hand eines Malers erhalten hat, läßt sich nicht feststellen.
Aber selbst für den Fall, daß ihm die geistvolle Auffassung der Darstellung nicht vindicirt
werden könnte, kennzeichnet den Meister schon die verständnißvolle Modellirnng und
Ausführung des ganzen Werkes. In knnstgeschichtlicher Beziehung ist es endlich bezeichnend,
daß in dieser Zeit nicht blos deutsche Maler, wie Suuter von Brixen und der 1473 im
Schlosse zu Steuieo vom Bischof mit der bildlichen Darstellung einer angeblichen Schenkung
Karl des Großen betraute Maler Jakob Gaudeufuchs, sondern auch deutsche Bildhauer mit
der Ausführung von Arbeiten im italienischen Landestheil betraut worden sind. Obwohl
Bischof Johann Hinderbach ein Förderer der Kunst war, weiß die bisherige kunst-
geschichtliche Literatur aus dieser Zeit nichts Thatsächliches über ein einheimisches Kunst-
leben im Trieutinischeu zu berichten. Noch 1481 gab es, wie gerade der genannte Bischof
versichert, keine einheimischen Künstler und er mußte, um eine von einem Meister Italiens
ausgeführte Arbeit schätzen lassen zu können, zwei auswärtige Maler hierzu bestimmen.
back to the
book Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Volume 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch