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darstellten. Die übrigen Fenster jener Kirche zierte Neidhard mit zwanzig Wappen der
österreichischen und spanischen Erblande, endlich die sogenannte „silberne Kapelle" daselbst
dnrch vier Glasgemälde mit fürstlichen Wappen. Von diesen Werken ist indeß keines bis
auf die Gegenwart erhalten geblieben.
Der regen und mannigfaltigen kunstgewerblichen Thätigkeit früherer Jahrhunderte
folgte iu Tirol und Vorarlberg wie allerorts in der ersten Hälfte des XIX. Jahrhunderts
ein bedaueruswerther Niedergang der Kunst- und Hausindustrie, welcher in dem gänzlichen
Verschwinden altererbter Kunsttechniken seinen Ausdruck fand und gleiche» Schritt hielt
mit dem Verfall der bildenden Künste überhaupt.
Die in neuerer Zeit durch Gründung des k. k. österreichischen Museums für Kunst
uud Industrie alsbald in der ganzen Monarchie angebahnte Wiedergeburt des kunst-
gewerblichen Schaffens datirt in Tirol seit der um 1861 erfolgten Gründung der
Glasmalerei-Anstalt zu Wilteu durch Private und der Errichtung einer Anzahl k. k.
Fachschulen für einzelne gewerbliche Zweige. Ein namhafter Aufschwung auf manuig-
fachen Gebieten der Kunstindustrie im Lande ist jedoch erst seit der im Jahre 1878 in
Innsbruck veraustalteteu ersten kunstgewerblichen Landesausstellung und der um ein Jahr
vorher activirten k. k. gewerblichen Zeichen- und Modellirschule zu verzeichnen.
Diese Lehranstalt hatte sich am Beginn des Jahres 1884 bereits zur Staats-
gewerbeschule mit Bau- und kunstgewerblichen Fachschulen als eine erfolgreiche gewerbliche
Bildungsstätte für Tirol und Vorarlberg entwickelt; auf Anregung und Mitwirkung
derselben entstand 1880 der Tiroler Gewerbeverein und dessen für die heimischen Kunst-
gewerbe segensreiche Institution einer permanenten Gewerbe-Ausstellung in Innsbruck,
welcher bald die Gründung eines tirolischen Gewerbemuseums folgen wird. Die Kunst-
tischlerei, Holzschnitzerei uud Drechslerei, in neuester Zeit die Decoration von Holzwaaren
in der Technik der Brandmalerei, einzelne Zweige der Metalltechnik, wie insbesondere die
Kunstschlosserei, sind neuerlich wieder zu hoher Entwicklung gelangt. In der alten Glas-
hütte zu Kramsach werden wie einst wieder kunstvolle Glaswaaren gefertigt. Die um 1801
gegründete Thonwaarenfabrik zu Schwaz erweiterte sich durch Ateliers zur Herstellung
prächtiger Majoliken, während die Thonwaarenfabrik zu Lustenan in Vorarlberg nach
Schweizer Art Bauerumajoliken erzengt.
Die textile Kunstindustrie kirchlicher Richtung wird durch die in Tirol und Vorarlberg
bestehenden Paramentenvereine wesentlich gefördert und auch die Anzahl der Ateliers für
kirchliche Kunststickerei im Lande hat sich in jüngster Zeit vermehrt.
Die Tiroler Glasmalerei-Anstalt zu Wilten kaun als eine kunstgewerbliche Anstalt
ersten Ranges bezeichnet werden. Mit einem Personale von über hundert Personen hat
diese Pflegestätte der kirchlichen und profanen Glasmalerei seit ihrem Bestände zahlreiche
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch