Page - 516 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Volume 13
Image of the Page - 516 -
Text of the Page - 516 -
516
Derlei Terrain wird ebenfalls als Wald- und Weideland benützt, so daß also die
beiden letztgenannten Formen des prodnctiven Bodens in allen Lagen des Gebietes vor-
kommen, von den Thalsohlen angefangen bis hinauf zu den schroffen Fels- und Eisgebirgen
der Vegetationsgrenze.
Die in oder nächst der Niederung der Thäler gelegenen, von den Forsten, Berg-
mähdern und Alpen der Hochregion mehr oder minder durch die laudwirthschaftlicheu
Culturgrüude im engeren Sinne (Äcker nnd Wiesen) abgetrennten Wald- und Weideflächen
sind in der Regel von geringerem Ausmaße, nehmen jedoch an Häufigkeit und Umfang
ihres Vorkommens in den höheren Thallagen sowie auf den oberen Mittelgebirgsstufeu
bedeutend zu, so daß dort die Felder und Wiesen großentheils nur als Enclaven der
ausgedehnten und in sich geschlossenen Wald- und Weidecomplexe erscheinen.
Je höher man im Gebirge oder in den Seitenthälern emporsteigt, desto steiler und
steiniger wird das Gelände und desto seichtgrüudiger, gröber und unfruchtbarer das
Erdreich, so daß der Boden schon aus diesen Ursachen für Acker und Wiese nicht mehr
recht tauglich erscheint, auch wenn die örtliche und klimatische Lage eine solche Benützungs-
weise noch zulassen würde. Indessen hat nur die eigentliche Thal- und niedrigere Mittel-
gebirgsregion, welche auf die Seehöhe zwischen 450 und 1.000 Meter beschränkt erscheint,
ein wirklich gemäßigtes Klima, welches den Anbau von Weizen und Roggen als Winter-
frucht gestattet und im mittleren Theile des Innthals ebenso, als wie am Zusammenfluß
der Jsel und Drau im Oberpusterthal auch den Mais („Türken" genannt) reifen läßt.
In den waldreicheren Partien des Mittelgebirges jedoch wird das Klima merklich kühler
und in Höhelagen von über 950 oder 1.000 Meter herrscht nur mehr Sommergetreide-
klima, das bei 1.250 oder 1.300 Meter mit dem schwachen Gedeihen der Gerste und des
Hafers, theilweise auch der Kartoffel, Pferdebohne und des Flachses abzuschließen und
den Charakter des Wald- und Alpenklimas des Hochgebirges anzunehmen pflegt.
Den wirthschaftlicheu Übergang in das letztere vermittelt das in der oberen Mittel-
gebirgs- und unteren Alpenregion am stärksten vertretene mähbare Grasland der Berg-
wiesen, dessen Matten ungefähr bis zu 1.500 und 1.600 Meter Meereshöhe hinaufreichen,
vielfach unterbrochen und umschlossen von den ausgedehnten Nadelholzrevieren derselben
Terrainabtheilung, in welche von obenher die Grastriften des Alpweidegürtels ein-
dringen, so daß sie nicht selten mit den Hochwiesen der tieferen Bergregion zusammenfließen.
Diese gleichsam stufenförmige Gliederung der verschiedenen Hauptculturgattungen,
beziehungsweise das Vorwalten oder Zurücktreten sowie das gänzliche Fehlen einzelner in
gewissen Gegenden und Lagen steht in unmittelbarstem Zusammenhang mit den in den
hauptsächlichen Terrain- und Höhenabschnitten des Gebietes herrschenden klimatischen
Verhältnissen.
back to the
book Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Volume 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch