Page - 530 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Volume 13
Image of the Page - 530 -
Text of the Page - 530 -
530
hochgebirgiger Districte mehr als ein nothwendiges Übel, denn als einen natürlichen
Vorzug aufzufassen und die Romantik des Hirten- und Sennerlebens auf den Alpen
unbesuugeu zu lassen.
Allerdings gibt es auch rosige Tage des Almlebeus, wenn die Heerde ruhig auf
blumiger Rasenweide hinzieht und ihr weder Absturzgefahren, noch Steinschläge und
Uugewitter drohen, wenn alles Vieh gesund ist und mildes, ruhiges Wetter herrscht.
Da hantirt es sich freudig, da wächst der „Almnutzen" in den Speichern und trägt der
Gaisbub, der seine Schutzbefohlenen täglich vom Thale heraufbringt, nur frohe Botschaft
hin und her. Doch wenn sich der Himmel verfinstert, tiefhängende Wolkenmassen sich heran-
wälzen und der sausende Sturmwind in den Felsenklippen heult, wenn das erschreckte
Vieh toll auseinanderstiebt und statt einen sicheren Ort zu finden, in Abgründe stürzt oder
in unzugängliche Felsenwüsten sich verirrt, aus denen es oft nicht mehr zurückgebracht
werden kann, wenn Seuchen und Sterbefälle eintreten, der Blitz Schaden anrichtet, Schnee
und Hagel einfällt oder Wildbäche und Lawinen Hütten, Weg und Steg zerstören, dann
ist es mit der Poesie und Gemüthlichkeit auf den Alpen oft auf lange Zeit vorbei!
Die von der Natur am wenigsten begünstigten Alpen sind die auf den Kalkhochgebirgen
des oberen und mittleren Innthals, während jene des Lechgebietes ausnehmend fruchtbar
sind und die meisten Hochweiden der Centralalpen im Allgemeinen eine reichlichere Gras-
bedeckung zeigen. Die üppigsten, futterreichsten Alpen besitzt das Unterinnthal, namentlich
das Ziller-, Brixen- und Großacheuthal, weßhalb die meisten derselben als Knh- oder
Melkalpen benützt werden können. Im östlichen Pusterthal herrscht die Kategorie der
Galtalpen für Rinder und Schafe vor. Demgemäß überwiegt daselbst auch der Aufzucht-
betrieb das Molkereiwesen, dessen einfache Erzeugnisse lediglich dem Loealconsnm dienen.
Der seine Gewässer theils unmittelbar, theils mittelbar ins Becken des adria-
tischen Meeres sendende Landestheil fällt mit dem geographischen Begriff Süd t i ro l s
Zusammen, worunter alle südwärts des Hauptkammes der vom Rescheuscheideck nahe der
schweizerischen, bis zur Dreiherrnspitze an der salzbnrg-kärntnerischen Grenze quer durch
die Provinz ziehenden Hochkette der Centralalpen situirten Gebirgsgrnppen und Thal-
systeme mit Ausnahme des der früher besprochenen Gebietssection zugewiesenen Südost-
abfalls der hohen Tauern und ihrer südlichen Vorlagen inbegriffen sind.
Der außerordentlich reichhaltigen äußeren Gliederung und inneren Zusammensetzung
der Gebirgserhebuugen dieses 1.336 Quadratkilometer umspannenden Theilgebietes ent-
spricht auch die größere Zahl, sowie der sehr verschiedenartige Verlauf und Formcharakter
der Thaleinsenkungen, so zwar, daß sich das gesammte Bodenrelief der Section ungemein
mannigfaltig gestaltet. Zu dieser Mannigfaltigkeit der Bodenplastik kommt der nicht
minder bedeutende Unterschied im örtlichen Klima. Man braucht sich nur die Differenzen
back to the
book Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Volume 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch