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jene geringe Menge von Regen- oder Schneeschmelzwasser angewiesen sind, welche in
künstlich hergestellten Cisternen oder Tränkmnlden von den nmliegenden Höhen ange-
sammelt, oft genug aber vorzeitig erschöpft oder durch überlanges Stehen schlecht und
ungesund wird. —
Das Land Vorarlberg gehört mit Ausnahme der Hochthälchen von Mittelberg und
Thannberg, dann der Thalgegend bei Hochkrummbach uud Wörth durch den Rhein dem
Wasserbereiche der Nordsee an. Vorarlberg besitzt nur an seiner nordwestlichen Grenze
ebenes Terrain sowie niedriges Hügelland von einiger Ausdehnung. Der Rest des Landes
ist aus höheren Gebirgen mit dazwischen liegenden, meist ziemlich engen Thalfnrchen
zusammengesetzt, so daß Vorarlberg im Ganzen ein kaum weniger ausgeprägtes Gebirgs-
uud Alpenland darstellt als Tirol.
Vorarlberg zerfällt in zwei natürliche und wirthschaftliche Regionen, in das Thal-
gebiet oder das Gebiet der Ebene nebst den daran grenzenden Hügeln und niedrigeren
Vorbergen, vom Niveau des Bodensees (380 Meter) bis zur Höhenschicht von 650 Meter
über dem Meere, und in das Berggebiet, das ist alles höher gelegene Land. Bis zur Höhe
von 650 Meter reicht das Gedeihen der Maispflanze, des Weinstocks und der feineren
Obstgattungen, das heißt, es herrscht im vorarlbergfchen Flach- und Hügelland ein auch
für anspruchsvollere Culturgewächse genügend mildes Klima, in welchem alle Arten von
Getreide und Futterpflanzen mit sicherem Erfolge angebaut werden können. Thatsächlich
wird auf den Ackerfeldern dieser Region, welche 41 Quadratkilometer oder 15 Procent
der gesummten Landesoberfläche ausmacht, von der ebenso dichten als emsigen Einwohner-
schaft eine ziemlich mannigfaltige und ergiebige Pflanzenproduktion betrieben.
Im Berggebiete, wo das Bearbeiten der Felder schon aus Gründen der Terrain-
beschaffenheit mühsam und kostspielig wird, was mit dem durch die minder günstigen
klimatischen Zustünde verringerten Natnralertrage in keinem Verhältniß stünde, tritt der
Feldbau sehr zurück und verschwindet in einer Meereshöhe von 800 oder 850 Meter
beinahe gänzlich, um noch innerhalb der dauernd besiedelten Region, die nur an wenigen
Punkten die Höhengrenze von 1.200 Meter überschreitet, in die reine Wiesen- und Weide-
wirthschaft überzugehen. Immerhin zeichnet sich auch das Thalgebiet durch seinen
Reichthum an Grasland aus, so daß die Futterproduction, beziehungsweise die Viehzucht
allenthalben im Lande als die wichtigsten und einträglichsten Erwerbszweige erscheinen.
Dies zeigt sich zunächst im Ausmaße und in der Gliederung des dem Futterwachsthum
überlassenen produktiven, sodann in der Vertheilnng und näheren Zusammensetzung des
land- und forstwirthschaftlich benützten Bodens.
Von der 260 Quadratkilometer betragenden Gesammtarea Vorarlbergs sind
88'/4 Procent produktiv, 1 1 ^ Proceut uuproductiv; vom productiveu Boden stehen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch