Page - 564 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Volume 13
Image of the Page - 564 -
Text of the Page - 564 -
564
wesentlich erschwert. Auch die in dem letzten Decennium eingetretenen Überschwemmungen,
so namentlich jene von 1882, haben viele tausend Bäume zu Grunde gerichtet.
Unter den Männern, welche sich um die Förderung des Tiroler Obstbaues und
Gartenbaues wesentliche Verdienste erworben haben, führen wir namentlich Seine kaiser-
liche Hoheit weiland Erzherzog Rainer an, welcher die Bestrebungen des damals bestehen-
den, von tüchtigen und einsichtsvollen Männern geleiteten Gartenbauvereins in Bozen
wesentlich unterstützte und selbst größere Musteranlagen ausführen ließ.
Der feld- oder laudwirthschaftliche Obstbau beschränkt sich in Nordtirol und in den
höher gelegenen Seitenthälern Südtirols hauptsächlich auf die Bepflanzung von in der
Nähe der Häuser gelegenen Grundstücken, das heißt, auf die Anlage sogenannter Baum-
gärten, Bangart, oder wie sie in Wälschtirol heißen »broili", in geschlossenen, meist dicht
stehenden waldartigen Anlagen als Hochstamm, wogegen in den Hauptobstgegenden
Südtirols die Anpflanzungen in etwas größeren Entfernungen geschehen, sich dagegen
gleichmäßig auf Äcker und Wiesen und speciell die Pfirsichculturen zum Theile auch in
Weingärten ausbreiten. Mit Rücksicht auf den Schutz gegen Wind werden in Südtirol
fast dnrchgehends sogenannte Halbhochstämme von 1 bis 1 40 Meter Höhe gepflanzt.
Die zu regelmäßigen Obstanlagen verwendeten Grundstücke sind entweder von Natur
aus von einer gewissen Feuchtigkeit oder wurde, wo dieses nicht der Fall ist, besonders in
den vorzüglicheren Obstgebieten, Bewässerung eingeführt. Kastanienpflanzungen sind meist
an den fonnigeu Bergabhängen der Granit-, Porphyr- oder Basaltstöcke waldartig ange-
legt und sind auch diese häufig mit Bewässerungsanlagen versehen, da der Kastanienbaum
besonders während der Blüte keinen Mangel an Feuchtigkeit leiden darf, soll er eine
reiche Ernte geben.
Sind nun auch die natürlichen Verhältnisse des Landes der Obstprodnction im
Allgemeinen günstig, so müssen wir doch der Meinung entgegentreten, als ob die Natur
hier Pomonas Güter ohne Zuthun der Menschenhand so überaus reichlich ausstreue.
Der Schaden, den namentlich Schmarotzerpilze in feuchten Jahren und zum Theile
Jusecteu anrichten können, ist hauptsächlich bei dem Anbau von feinerem Tafelobst in
manchen Jahren sehr groß. So ist es namentlich das k'usielackium ckenckritieum und
k'usielaäium pvrinum. welche Pilze nebst der Beschädigung der Ernährungsorgane das
Obst schwarzfleckig — oder wie der Volksausdruck sagt jauschig — und daher als
Tafelobst unbrauchbar machen. Die Bekämpfung dieser Parasiten durch Kupferverbin-
dungen ist, mit Rücksicht auf die Höhe der Bäume, verhältnißmäßig schwierig, doch haben
einzelne Versuche recht gute Resultate ergeben. Außerdem schädigt der sogenannte Mehl-
thau, Oickium pomvrum, die jungen Triebe nnd Blätter, besonders einzelner feiner
Sorten derart, daß deren Anbau in manchen Lagen nicht lohnt. Durch fleißiges Bestäuben
back to the
book Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Volume 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch