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Ein höchst anziehendes Bild bietet die Obsternte. Das Obsterträgniß ist zuweilen,
namentlich in den früheren Jahren, sehr häufig schon während der Baumblüte an den
Mann gebracht wordeu. Diese sogenannten Blütenkäufe kommen — und es ist dies nicht
zu bedauern — allerdings nach und nach ganz außer Gebrauch, dagegen kommen Pach-
tungen des Obstnutzens einzelner Pflanzungen auf eine Anzahl von Jahren vor, wobei
in den meisten Fällen der Käufer des Obstes einen Theil der Pflege, so zum Beispiel
das Schwefeln der Bäume, übernimmt.
Sämmtliches Obst, das in den Handel kommt, wird gepflückt — geklaubt; die
professionsmäßigen „Klauber", meistens Gebirgsbewohner, gewohnte Steiger, benützen
zur Ernte höchst einfache, aus einer Baumstange mit lärchenen Querhölzern — Sprossen
— uud mit einem aus Weißbuchen gefertigten beweglichen halbmondförmig ausgeschnittenen
Fuß gefertigte Leitern, sogenannte „Lehnen", und zur Ernte des Kernobstes eine sehr
praktische mit zwei Trägern versehene „Klaubschürze". Das „geklaubte" Obst wird in
gepolsterten Körben vom Feld entweder direct in die Packlocalitäten getragen, oder dahin
auf kleinen zweirädrigen Wägelchen für kürzere, oder auf großen Wagen, gut gepackt, für
größere Strecken geführt.
Das auf Haufen geschichtete Obst kommt unter die Hand der Sortirerin, welche nur
die vollkommen fehlerfreien schönen Stücke einer gewissen Größe als Prima und Secnnda
— „Kistenwaare" — sortirt. Der Rest der gesunden Waare kleinerer oder gewisser
gewöhnlicher Sorten kommt als „Faßwaare" und die kleineren oder beschädigten Früchte
als „Mostwaare" in den Handel; von einzelnen besonders werthvollen Sorten scheidet
das Detailgeschäft noch „Hochprima" und „Cabinetwaare" aus.
Die Cabinet- und Kistenwaare wird doppelt in Seidenpapier gewickelt und nach
Volumen, und zwar in den Original-ganzen (V-) oder Original-Halben (V2) Bozener Kisten,
welche erstere 38 Ceutimeter hoch, 35 Centimeter breit und 83 Centimeter lang sind und
je nach Größe der Früchte 450 bis 500 Stück enthalten, verkauft. Das Faßobst dagegen
wird nicht gewickelt und nach Gewicht in Fässern von bestimmten Größen in den Versandt
gebracht.
Sehr lebhaft geht es im Herbst in den Versandtgewölben zu. Hier wird Obst
abgeladen, dort sortirt, gewickelt und vorsichtig in Kisten geschichtet, es werden Fässer
gepackt und mit der Deckelpresse die Deckel in die gefüllten Fässer eingesetzt.
Von den allgemeinen Obstverwerthungsarten verbreitet sich insbesondere die Most-
bereitung, in einzelnen Thälern die Herstellung von Dörrobst und Obstbranntwein; ebenso
hebt sich die Fabrikation feinerer Obstconserven von Jahr zu Jahr. Diese Art Obst-
industrie begann vor etwa 30 Jahren; jetzt bestehen zwei bedeutende Fabriken in Bozen,
welche, da sie auch Gemüse- und Fleischkonserven herstellen, eine große Anzahl von Personen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch