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Mit Ausnahme der Strecke zwischen Komotau und Klösterle, wo das Vorland
eine Seehöhe von 350 Meter erreicht, infolge dessen das nur 750 Meter hohe Gebirge
fast zur Hügelkette wird, erhebt es sich in seinem östlichsten Theile, nachdem es sich
von dem zwischen der Elbe und Kulm nahe herantretenden Elbesandstein- und Mittel-
gebirge losgelöst hat, zu einer stattlichen, schön gegliederten Bergkette, und ebenso in
seinem westlichen Theile, bis zu seiner orographischen Grenze bei Schönbach. Allenthalben
ist der Bergwall von Querthälern durchschnitten, die tief eingesägt und eug einen schlucht-
artigen und dadurch vorwiegend ernsteren Charakter haben als die Gründe der übrigen
Gebirge Böhmens, dabei aber zumeist mit hoher landschaftlicher Schönheit ausgestattet
sind. Viele derselben enden nicht, wie man annehmen sollte, auf der Kammhöhe; die
rastlose Arbeit des Wassers, der sie ihr Dasein verdanken, hat sie allmälig bis über die
Wasserscheide hindnrchgeschnitten. Es sind mir aber nur zwei Punkte bekannt, die so
gelegen sind, daß sie, theilweise durch Einfluß menschlicher Willkür, ihr Wasser gleichzeitig
nach Böhmen uud Sachsen abgeben. Durch seine Thäler, sowie durch den Umstand, daß
die Höhenpunkte der Kammlinie als stattliche Gipfel hervortreten, und durch den dichten
dunklen Nadelwald, der das Gebirge bis hinanf überkleidet, bietet die südöstliche Seite
desselben einen prächtigen Anblick. Dazu kommen noch die freundlichen Ortschaften an
seinem Fuße, die stattlichen Herrensitze, die altersgrauen Ruinen, die auf Vorhöhen des
Gebirges gelegen aus dem dunklen Walde hervortreten, und die über grüne Matten weit
zerstreuten Dörfer, die sich bis auf den Rücken hinanziehen. So bietet das Erzgebirge
zwischen Knlm und Komotau, so in der Gegend von Karlsbad einen prächtigen Anblick
dar, zumal hier, wo die mächtige Kuppel des Keilberges stolz aus den übrigen Bergen
hervortritt.
Anderseits gewähren alle mit der Kammlinie gegen Böhmen vorgeschobenen Höhen
die herrlichsten Aussichten in das gesegnete Land zu Füßen des Gebirges, und der Ein-
druck ist ein umso größerer, als dessen Nordwestseite in scharfem Gegensatze zur südöstlichen
Abdachung steht. Nach dieser Richtung schweift der Blick über eine endlose, eintönige
Hochebene mit verstreuten Häuseru und Ortschaften, die selbst bei heiterem Sonnenschein
einen ernsten, fast düsteren Eindruck macht.
So haben wir in Böhmen den landschaftlich schöner ausgestatteten Theil des
Gebirges, aber unsere Grenznachbarn sind auf ihrer Seite in anderer Beziehung gleichwohl
besser daran als wir. Während die Wässer des Gebirges auf unserer Seite in raschem
Laufe zu Thale rauschen, fließen sie auf der entgegengesetzten langsamer ab, sammeln sich
zu stärkeren Adern und an ihrem langen Laufe raukt sich die Industrie mit Hunderten
großen und kleinen Anlagen bis an die Landesgrenze hinauf. Während es von böhmischer
Seite aus nur mit großen Mühen nnd Kosten möglich ist, das Gebirge zu überschienen,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Volume 14
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (1)
- Volume
- 14
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1894
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.78 x 21.93 cm
- Pages
- 634
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch