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dem zerfallenen Gemäuer des Graupner Schlosses, jetzt Rosenburg genannt, in den steil
aufsteigenden Thalgrund, der aufwärts nach Obergraupen und dem Mückenberg führt.
Von dem seit grauer Vorzeit hier betriebenen Zinnbergbau zeugen die mächtigen Halden-
züge, welchen wir auf dem Wege begegnen, indem wir die in vielen Windungen herauf-
führende Straße auf dem steileren Fußweg abschneiden. Bei der einsam im Walde gelegenen
Kapelle des heiligen Wolfgang vorüber gelangen wir in kurzer Zeit auf das Mücken-
thürmchen (806 Meter), und die sich darbietende Aussicht lohnt die Anstrengung des
Aufstieges. Zu unseren Füßen breitet sich der dunkelgrüne Waldmantel des Erzgebirges
aus. Davor das gesegnete Teplitzer Thal mit seinen vielen Ortschaften, Laubwäldern
und Teichen, mitten drin die Häusermassen der Schwesterstädte Teplitz-Schönan selbst,
am Fuße des die ganze Thalebene beherrschenden Schloßberges (392 Meter) und als
Rahmen des Ganzen die zackige Bergkette des Mittelgebirges vom Glais bei Haida, ja
von der Lausche über den Geltschberg und die Milleschauer bis zu den Launer Kuppen.
Zwischen durch genießt man die Sicht nach dem Georgsberge und den Bergen von Leit-
meritz. Weiter folgen der zackige Biliner Borschen (538 Meter), die Kegelberge von Brüx,
in der Ferne der Zbanwald und endlich die Höhen des Dnppaner Gebirges, die den
weiten Bogen nach Westen abschließen. Noch überwältigender wirkt das wunderbare
Landschaftsbild auf den, der von Norden die eintönige Hochebene herauf kommt und
urplötzlich in das zu seinen Füßen ausgebreitete Paradies hinabsieht.
Ich führe den geehrten Leser nun eine herrliche Waldstraße längs des Gebirgs-
kammes dahin, die sich dann allmälig senkt, und durch einen hochstämmigen Buchen-
wald, dessen Wipfel sich zu einem hohen Laubdom verweben, nach dem freundlichen
vielbesuchten Luftkurort Eichwald, am Eingang des Seegrundes, eines der schönsten
Thäler des Gebirges, gelegen, hinab, wobei sich uns noch oft die Gelegenheit bietet, die
prächtige Landschaft um und vor uns zu bewundern. Von Eichwald weiter wandernd,
durchschreiten wir die Thiergärten von Doppelburg (Tuppelburg) und Kosten, deren
uralte Bäume, von friedlich äsendem Wild belebten Grasmatten, glitzernde Weiher und
verschlungene Waldpfade an den Fuß des Gebirges hingebreitet, uns in die berühmten
Wildparks Englands zu versetzen vermögen. Dann schreiten wir an den Glasfabriken von
Kosten vorüber und kommen in das am Fuße des hochragenden Stürmer (869 Meter) am
Eingang in das Niklasberger Thal gelegene Bergstädtchen Klostergrab. Nichts mahnt
uns in dem stillen freundlichen Orte daran, daß einst hier die Fackel niederfiel, an welcher
sich der furchtbare Kriegsbrand entzündete, der durch volle dreißig Jahre wüthend das
gesammte Deutschland, nicht minder Böhmen in unsägliches Elend zu stürzen vermochte.
Geschützt von der wuchtig vortretenden Lehne des Strobnitz (853 Meter) liegen
jetzt die Kirche und die Gebäude des Cistercienser-Stistes Ossegg vor uns. Unter
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Volume 14
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (1)
- Volume
- 14
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1894
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.78 x 21.93 cm
- Pages
- 634
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch